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MELDUNG/156: Berufungsverfahren bestätigt weitgehend Skandalurteil (Rote Hilfe Bonn)


Rote Hilfe e.V. Bonn - Pressemitteilung vom 25.10.2011

Berufungsverfahren bestätigt weitgehend Skandalurteil


Der Berufungsprozess gegen einen jungen Antifaschisten, der am vergangenen Mittwoch am Landgericht Koblenz stattgefunden hat, endete, ohne dass es zu einem Freispruch gekommen ist.

Der Angeklagte war im Mai diesen Jahres - trotz fehlender Beweise und nur aufgrund der Aussage eines einzigen Polizisten - zu einer hohen Strafe verurteilt worden. Der zunächst zuständige Oberstaatsanwalt hatte in der Vergangenheit heftige Kritik provoziert, weil er den Angeklagten und seinen Anwalt beschimpft hatte und im ersten Prozess Druck auf Zeugen und Teile des Publikums ausgeübt hatte. Dieser Oberstaatsanwalt war im Berufungsprozess nicht mehr der Anklagevertreter. Dennoch war der Druck durch die Justiz nach wie vor sehr hoch: Die Koblenzer Justiz ist für ihre besondere Härte bekannt, und der Richter in diesem Berufungsprozess, der in der Regel verhängte Strafen in Berufungsverfahren nicht verringert sondern noch erhöht, hatte dem Anwalt gegenüber sehr deutlich signalisiert, auf jeden Fall verurteilen zu wollen. Diesem psychischen Druck mit der Aussicht auf weitere Verhandlungstage, ohne dass am Ende ein Freispruch stehen würde, fühlte sich der Angeklagte nicht gewachsen, weshalb sich schließlich darauf geeinigt wurde, dass beide Seiten die Berufung zurückziehen. Damit steht am Ende eine rechtskräftige Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung, für die es keine Beweise gab. Einzig die Aufhebung der schikanösen Bewährungsauflagen mag dem nunmehr Verurteilten ein kleiner Trost sein.

Während Besucher_innen des Berufungsprozesses abgetastet und durchsucht wurden, ihre Ausweise kopiert wurden und ihnen außerdem ein Mitschreiben untersagt wurde, saß der als Nebenkläger auftretende Polizist in voller Uniform inclusive Dienstwaffe im Saal.

Wir rufen die Öffentlichkeit dazu auf, die folgenden, im gleichen Zusammenhang antifaschistischer Proteste im November 2010 in Remagen stehenden, Prozesse zu beobachten, damit es nicht zu weiteren inakzeptablen Verurteilungen kommt.

Weitere Informationen zu den Prozessen und ihren Hintergründen finden Sie unter:
http://remagensoli.blogsport.de


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Quelle:
Pressemitteilung vom 25.10.2011
Rote Hilfe e.V. Bonn
Solidaritätsgruppe für die kriminalisierten Antifaschist_inn_en von Remagen
E-Mail: bonn@rote-hilfe.de
Internet: www.remagensoli.blogsport.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2011