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EDITORIAL/050: Bock zum Gärtner (SB)


Wochendruckausgabe 50 der Elektronischen Zeitung Schattenblick zum 08.07.2017


Aufgeschlagene Schattenblick-Zeitung in den Händen eines Lesers - Foto: © 2013 by Schattenblick

Foto: © 2013 by Schattenblick

Bock zum Gärtner

Globales Kräftemessen und regionaler Verlust von Lebensperspektiven, Sicherheiten und Kultur und gelegentlich die Infragestellung von Zivilisation und Rechtstaatlichkeit, insbesondere im Nahen Osten, auf dem afrikanischen Kontinent sowie in manchen asiatischen Ländern, beunruhigt in wachsendem Maße die Menschen und läßt den Ruf nach staatlichen Instanzen und besseren Gesetzen geradezu anschwellen. Die zunehmende Unsicherheit und die damit einherlaufenden Orientierungsnöte lassen Recht und Ordnung, starke Instanzen und strenge Gesetze wieder attraktiv erscheinen, und das Populismusphänomen sucht und findet immer mehr Angriffsflächen.

Von alters her aber war die Rechtsprechung, ihre Begründung und das Privileg ihrer Praxis durch die jeweils Herrschenden beziehungsweise Könige und Führer auch das Ende der Möglichkeit, eben diese tatsächlich zu hinterfragen. Fast könnte angenommen werden, daß in diesem Zusammenhang endlich der Bock zum Gärtner gemacht worden wäre, ebenso wie Recht, auf Unrecht basierend und aus ihm hergeleitet und genau dessen Identität verschleiernd, auch eine hervorragende ultima ratio zum Zweck der bloßen Herrschaft und ihrer Deutung mit entgegengesetzten Vorzeichen ist.

Warum also sollte da noch der Bock zum Gärtner gemacht werden, wenn es doch hinsichtlich des Gartens und seines Gebrauches gar keinen wirklichen Unterschied zwischen den beiden geben kann? Recht und Unrecht als der Fadenschein ihrer eigentlichen Funktion und ihrer tatsächlichen Identität schließt natürlich fundamentale Fortschritte, Entwicklungen und Korrekturen gegenüber ihren wahren Motiven und aller damit verbundenen Behauptungen vollständig aus.

Gut und Böse, Bock und Gärtner als die Formel sich gegenseitig in Frage stellender oder widersprechender Positionen wird dann wohl auch kaum zur Überwindung und Bewältigung bestehender Widerspruchslagen und Unterdrückungsverhältnisse beitragen.

Redaktion Schattenblick


7. Juli 2017


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