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KIRCHE/1624: Kirchen arbeiten in Konfliktsituationen für Gerechtigkeit und Frieden (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 4. Juli 2014

Kirchen arbeiten in Konfliktsituationen für Gerechtigkeit und Frieden



Konfliktsituationen, soziale Zersplitterung und politische Spannungen im Südsudan, in Südkorea und in Nigeria, sowie die Bemühungen der Kirchen in diesen Ländern um Gerechtigkeit, Frieden und Stabilität für allen Menschen und Gemeinschaften, standen im Mittelpunkt einer Plenarsitzung während der Tagung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Genf (Schweiz) am 3. Juli.

Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen aus dem Südsudan, Südkorea und Nigeria berichteten den 150 Mitgliedern des ÖRK-Zentralausschusses, der sich auf seiner einwöchigen Tagung mit dem Thema "Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens" befasst, über die Situation in ihren jeweiligen Ländern.

In seinen Überlegungen zum Bürgerkrieg im Südsudan sagte Pastor Peter L. Tibi von der Afrikanischen Inlandskirche: "Die Kirchen müssen sowohl den Willen als auch Wege finden, nach Gerechtigkeit zu streben, Konflikte einzudämmen und Gewalt und Krieg durch friedliche und effektive Mittel zur Bekämpfung der Ungerechtigkeit zu ersetzen."

Während die Beendigung des Krieges im Südsudan oberste Priorität hat, ist laut Tibi das Anerkennen seiner Ursachen der erste Schritt zu einer dauerhaften Lösung.

"Wo den Menschen Freiheit, Chancen, Wahrheit und Hoffnung vorenthalten werden, werden Konflikte aufkeimen", sagte er.

Tibi fügte hinzu, dass die Kirchen im Sudan und im Südsudan, religiöse Organisationen sowie zivilgesellschaftliche Akteure zu Reformen aufgerufen haben, die bei der Schaffung von Frieden in der Region helfen können. Laut Tibi umfassen diese Reformen "die Demobilisierung bewaffneter Milizen, die Formulierung einer allgemeinen Vision für das Land und die Einleitung eines Prozesses nationaler Heilung und guter Staatsführung".

Die ÖRK-Präsidentin für Asien, Pastorin Dr. Sang Chang von der Presbyterianischen Kirche der Republik Korea, sprach über das Engagement der Kirchen für die Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel, ein Anliegen, mit dem sich der ÖRK und seine Mitgliedskirchen seit vielen Jahren befasst.

"Warum sollte die koreanische Halbinsel, die 36 Jahre von Japan unterdrückt wurde und nach dessen Niederlage Unabhängigkeit und Freiheit erlangt hat, geteilt sein? Das ist der Aufschrei der Kirchen", erklärte Chang.

Chang sprach über die Geschichte der tragischen Teilung Süd- und Nordkoreas, deren unmittelbare Folge der Koreakrieg von 1950 war, dem zahlreiche Leben zu Opfer fielen. Sie sagte: "Wiedervereinigung ist ohne Frieden nicht möglich, und Frieden ist ohne Versöhnung nicht möglich, und Versöhnung ist ohne Vergebung nicht möglich".

"Kann der Norden dem Süden verzeihen, der Süden dem Norden, die Koreanerinnen und Koreaner den Japan, der ehemaligen Sowjetunion, China und den USA? Werden die Länder der Welt ihre Taten bereuen und um Vergebung bitten?", fragte Chang und betonte die Bedeutung des christlichen Grundsatzes der Vergebung für die Kirchenmitglieder.

Chang berichtete auch über eine Gebetsinitiative der koreanischen Bevölkerung, in der ein bestimmter Sonntag vor dem 25. August der friedlichen Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel gewidmet und unter diesem Zeichen gefeiert werden soll. Chang erklärte, diese Initiative sei Teil der "Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens", zu der die 10. ÖRK-Vollversammlung aufgerufen hatte. Die ÖRK-Vollversammlung fand letztes Jahr in Busan in der Republik Korea statt.

Das ÖRK-Zentralausschussmitglied Pastor Emmanuel Josiah Udofia von der Afrikanischen Kirche berichtete über sein Heimatland Nigeria, das aktuell der Bedrohung durch die Aufstände Boko Harams gegenübersteht, einer militanten Gruppe, die für ihre gewalttätigen Übergriffe auf Menschen in dem Lande bekannt ist.

Internationalen Berichten zufolge sind über 3 000 Menschen von Boko Haram in Nigeria getötet worden. Udofia erklärte, dass Nigeria zu den Ländern mit einer sehr hohen Zahl Binnenvertriebener gehört. "Boko Haram verschont fast niemand; ihr Hauptziel sind jedoch Christinnen und Christen", sagte er.

"In Bundesstaaten wie Borno, Adamawa und Yobe, in denen die Bundesregierung bereits den Notstand ausgerufen hat, sind christliche Gemeinschaften besonders gefährdet und besonders anfällig für die von den Aufständischen angedrohten Massaker", fügte er hinzu.

Udofia sprach die Entführung von über 250 jungen Frauen durch die Krieger Boko Harams an, und sagte, dass dieser Vorfall "das Gewissen des nigerianischen Staates aufgerüttelt" habe.

Die Entführung "stellt einen grausamen Angriff auf das Leben, die Würde und die Zukunft dieser unschuldigen und wehrlosen Mädchen dar. Wieder einmal erinnert sie uns schmerzhaft an die grausame Wirklichkeit, der Frauen während gewalttätiger Konflikte ausgesetzt sind, darunter Gefangenschaft, sexuelle Versklavung und ihre Verwendung als menschliche Schutzschilde," sagte er.

Diese Präsentationen in der Sitzung hatten das Ziel, den ÖRK-Zentralausschuss über Länder, in denen Konfliktsituationen herrschen, zu informieren. Diese Länder sind neben anderen zu Schwerpunkten der Arbeit der ÖRK-Mitgliedskirchen für Frieden und Gerechtigkeit bestimmt worden.

Die Zentralausschusstagung dauert noch bis Mittwoch, den 9. Juli.


Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehörten Ende 2013 dem ÖRK 345 Mitgliedskirchen an, die zusammen über 500 Millionen Christen aus protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und anderen Traditionen in mehr als 140 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, von der (lutherischen) Kirche von Norwegen.


Weitere Informationen über den ÖRK-Zentralausschuss:
http://lists.wcc-coe.org/ct.html?ufl=4&rtr=on&s=jazjt,x4k3,usx,541h,d84k,6a92,l50s

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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Juli 2014
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2014