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KIRCHE/1812: Uganda - Papst besucht Afrika, Homosexuelle erwarten kaum Unterstützung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. November 2015

Uganda: Papst besucht Afrika - Homosexuelle erwarten kaum Unterstützung

von Amy Fallon


Bild: © Amy Fallon/IPS

Teilnehmer einer Demonstration von Homosexuellen in Uganda im August 2015
Bild: © Amy Fallon/IPS

KAMPALA (IPS) - Wenn Papst Franziskus während seiner ersten Afrikareise nach Uganda kommt, ist es unwahrscheinlich, dass er sich öffentlich zu den Rechten Homosexueller äußern wird. Schwule, Lesben und Transsexuelle, die in dem Land erhebliche Repressalien erdulden müssen, sehen dem Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts mit eher gemischten Gefühlen entgegen.

Franziskus wird nach dem Auftakt seiner Reise in Kenia am 27. und 28. November in Uganda erwartet, bevor er zum Schluss die Zentralafrikanische Republik besucht.

In der ugandischen Hauptstadt Kampala werden die Straßen, die Franziskus passieren wird, festlich beleuchtet und geschmückt. Die homosexuelle Menschenrechtsaktivistin Sandra Ntebi weiß allerdings, dass Schwule und Lesben in der Menge unerwünscht sind. Man müsse die Homosexuellen von den Straßen fernhalten, habe man ihr gesagt. Den amtierenden Papst hält die 33-Jährige immerhin für offener und liberaler als seine Vorgänger. "Ich denke, er macht seine Sache richtig", erklärt sie. Dennoch ist ihr der Besuch relativ gleichgültig.

Die Homosexuellen-Gemeinde in Uganda hat turbulente Jahre erlebt. Nachdem das Verfassungsgericht vor mehr als einem Jahr ein hartes Gesetz gegen Schwule aufgrund von Verfahrensmängeln gekippt hat, wollen sich einige Parlamentarier damit nicht zufrieden geben.

Das am 20. Dezember 2013 verabschiedete Gesetz sah drakonische Strafen wie lebenslange Haft vor. Zuvor war sogar die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle erwogen worden. Das Gesetz wurde für ungültig erklärt, nachdem der Staatspräsident es am 1. August 2014 gegengezeichnet hatte. Wäre es in Kraft getreten, könnten Homosexuelle in Uganda auf einer breiteren Basis als bisher kriminalisiert werden.


Homosexuelle seit Kolonialzeit verfolgt

Schon seit der britischen Kolonialzeit sind in Uganda, wie auch in vielen anderen Ländern im südlichen Afrika, gleichgeschlechtliche Paarbeziehungen verboten. Vor der Verabschiedung des 'Anti-Homosexuality Act' drohten Schwulen und Lesben bereits bis zu 14 Jahre Haft. Einer der Kandidaten bei den Wahlen 2016 hat angekündigt, Homosexuelle "umzuerziehen", sollte er Präsident werden.

Viele Menschenrechtsaktivisten in Uganda haben den Papst vor seiner Reise gebeten, sich explizit zum Thema Homosexualität zu äußern. Nur eine Minderheit wünscht sich, dass Franziskus dazu schweigt, damit die lokalen Medien nicht einen neuen Vorwand dafür finden, Schwule zu erniedrigen.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Uganda, Erzbischof John Baptist Odama, bezweifelt, dass das Kirchenoberhaupt zu dem Thema Stellung nehmen wird. "Ich glaube nicht, dass dies sein größtes Anliegen ist", sagte er. "Wir haben bereits darüber gesprochen, und es wurde klar herausgestellt, dass eine Heirat zwischen Mann und Frau geschlossen wird und Kinder hervorbringen soll." Odama betonte aber zugleich, dass sich der Papst um die Menschen und ihre Lebensbedingungen sorge und den Ugandern durch Gottes Wort "Hoffnung und Mut" vermitteln wolle.

Bei seiner Ankunft in Uganda am 27. November wird der Papst am Flughafen von Entebbe von Staatspräsident Yoweri Museveni, Bischöfen und Gratulanten empfangen. Museveni hatte seine Einladung an Franziskus im vergangenen Dezember ausgesprochen.


Präsident Museveni herrscht seit fast 30 Jahren

Der Papstbesuch fällt zeitlich mit der Anfangsphase des Wahlkampfes zusammen, der offiziell vor zwei Wochen eingeläutet wurde. Wie vor vorangegangenen Wahlen wurden auch jetzt wieder Oppositionelle verhaftet, so dass es keinen Gegenkandidaten gibt. Im kommenden Jahr wird Museveni 30 Jahre im Amt sein.

Die Organisation 'Human Rights Watch' (HRW) warnte kürzlich vor einem brutalen Vorgehen der Polizei. "Alle Ugander sollten in der Lage sein, an Versammlungen teilzunehmen, alle Kandidaten anzuhören und ihre Meinungen frei und ohne Angst zu äußern."

Der Papst besuche das Land zu einem wichtigen Zeitpunkt, meint Maria Burnett, Afrikaexpertin bei HRW. "In diesem entscheidenden Moment sollte der Papst Präsident Museveni auffordern, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlung zu achten, auch in Bezug auf diejenigen, die nicht auf einer Linie mit der Regierungspartei sind."

Wie die Regierung und die Kirche in Uganda mitteilten, wird der Papst den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Heiligsprechung von 22 ugandischen Märtyrern beiwohnen und eine Messe abhalten. Die katholischen und anglikanischen Märtyrer waren im Jahr 1880 bei lebendigem Leib verbrannt worden, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollten. (Ende/IPS/ck/26.11.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/11/gay-rights-activists-hope-for-the-popes-blessings-in-uganda/

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IPS-Tagesdienst vom 26. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2015

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