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KIRCHE/1858: Kardinal Marx erinnert an gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln zugunsten des Menschen (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 14.04.2016

Verantwortung und Prinzipien

Kardinal Marx erinnert an gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln zugunsten des Menschen


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat verstärkte ethische Leitlinien für wirtschaftliches und gesellschaftliches Handeln gefordert. Für die Bewältigung von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder politischen Problemen gebe es in den seltensten Fällen ein einfaches "Entweder-oder". "Stattdessen braucht es beides: gesinnungsethische Motivation und verantwortungsethische Reflexion", so Kardinal Marx in seiner Festrede anlässlich der Verleihung des Max-Weber-Preises für Wirtschaftsethik in Berlin.

Die Ansätze von Verantwortungs- und Gesinnungsethik ließen sich nicht auseinanderdividieren, "denn jeder, der Verantwortung trägt und einfordert, muss nach den Moralvorstellungen, Haltungen, Wertorientierungen, Idealen und Überzeugungen fragen, die Handlungen und Nicht-Handlungen zugrunde liegen". Ethik sei als reflektierte Moral stets zugleich Verantwortungs- und Gesinnungsethik.

Kardinal Marx erinnerte mit einem Wort von Papst Benedikt XVI. daran, dass sich die Wirtschaft nicht auf "neutral stellen" lasse: "Sie kann sich einer ethischen Reflexion nicht einfach entziehen. Gerade im Bereich des Wirtschaftens scheint Orientierung für verantwortliches Handeln angesagter denn je zu sein." Deutlich betonte Kardinal Marx, dass die Kultur des Marktes einer Kultur des Maßes bedürfe, so wie es schon Max Weber ausgeführt habe. Ähnliche Überlegungen biete Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si?, wenn er die Fokussierung auf das Prinzip der Gewinnmaximierung als eine Verzerrung des Wirtschaftsbegriffs betrachte. "Der Papst und Max Weber wenden sich gegen eine Verabsolutierung der Logik des Marktes. Sie fordern darüber hinausgehende Orientierungen und Leitideen und postulieren auf diese Weise die Zusammengehörigkeit von Wirtschaft und Ethik."

Die Schlüsselkategorie allen Handelns auf den verschiedensten Ebenen sei die Verantwortung, so Kardinal Marx. Wirtschaftsethik sei aber nicht nur Führungs-, Unternehmens- oder Institutionsethik: "Auf allen Ebenen ergeben sich normative Implikationen und ethische Orientierungsfragen. Eine Ethik wirtschaftlichen Handelns muss stets alle Ebenen in den Blick nehmen." Funktional differenzierte Gesellschaften müssten genau schauen, wie die strukturellen Bedingungen von Verantwortung gelagert seien und welche ethischen Fragen sich ergäben: "Der Forschungsbedarf ist mehr als offensichtlich. Er betrifft nicht nur Wirtschaftsethiker. Verantwortung ist ein Querschnittsthema für verschiedenste Wissenschaftsdisziplinen und eine Schüsselkategorie unserer Zeit."

Kardinal Marx betonte, dass Nachhaltigkeit im Trend sei. Das habe auch Papst Franziskus in der Enzyklika Laudato si' gezeigt, wenn er von "Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie" spreche und als vierte Säule der Nachhaltigkeit die "Kulturökologie" hinzufüge: "Mit Blick auf die ökologischen, sozialen und ökonomischen Ressourcen ist Nachhaltigkeit vor allem eine Frage globaler Verteilungsgerechtigkeit", so Kardinal Marx. Er fügte hinzu, dass die Fragen, die Papst Franziskus den Wirtschaftsunternehmen ins Stammbuch geschrieben habe, auch von der Kirche beantwortet werden müssen. Dazu diene das Bemühen um ethisch-nachhaltiges Investment, mit dem sich die Kirche positioniere. "Nachhaltigkeit heißt für uns als Kirche: Verantwortung wahrnehmen für den einzelnen Menschen, die Gesellschaft und die Schöpfung. Unsere Verantwortung ist gefragt, denn die nachfolgenden Generationen werden uns einmal fragen, inwieweit wir uns die Tiefe und Weite der Folgen unseres Wirtschaftshandelns überhaupt bewusst gemacht haben."


Hinweis:
Der Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik wird zum 12. Mal für herausragende Arbeiten verliehen, die im Bereich der Wirtschafts- und Unternehmensethik Impulse zur nachhaltigen Gewinnerzielung liefern. Informationen zum Preis sind unter www.iwkoeln.de verfügbar. Die Preisverleihung wird vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln ausgerichtet.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 66 vom 14. April 2016
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2016

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