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LATEINAMERIKA/076: Erzbischof Zollitsch beendet Lateinamerika-Reise (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 05.12.2011

Erzbischof Zollitsch beendet Lateinamerika-Reise

Weltkirche ist eine Gebets-, Lern- und Solidargemeinschaft


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat heute seine Lateinamerika-Reise beendet. Stationen des elftägigen Aufenthaltes waren Brasilien und Peru. Zu den Höhepunkten des Besuchs in Lateinamerika zählten ein Pastoralkongress des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM in Aparecida, die Eröffnung der Adveniat-Aktion 2011 in einer Favela von Sao Paulo und die Partnerschaftsfeierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Verbindung zwischen dem Erzbistum Freiburg und der katholischen Kirche in Peru.

Erzbischof Zollitsch zog zum Abschluss der Reise eine zufriedene Bilanz. "Durch die Reise habe ich neue Einsichten für unsere weltkirchliche Arbeit erhalten. Erneut ist mir einmal mehr sehr deutlich vor Augen getreten, was es konkret heißt, dass Weltkirche eine Gebets-, Lern- und Solidargemeinschaft ist. In Brasilien und Peru habe ich feste Strukturen der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Ortskirchen Deutschlands und den Ortskirchen in Lateinamerika erlebt. Diese werden bei uns von den Bistümern und Hilfswerken, aber auch von vielen kleineren Initiativen und Gemeindegruppen getragen. Durch den Austausch mit Gemeinden vor Ort in Peru, den Besuch von Sozialprojekten in Sao Paulo und den vielen Gesprächen mit Bischöfen, Priestern und Laienvertretern sind wir in den zurückliegenden Tagen weitere Schritte aufeinander zugegangen. Weltkirchliche Verbundenheit ist keine Einbahnstraße", so Zollitsch. Mit seinem Besuch habe er deutlich machen wollen, dass die Kirche in Lateinamerika sich der Solidarität der Kirche in Deutschland sicher sein darf. "Ich bin beeindruckt, wie sehr die Kirche in Brasilien und Peru ihre Arbeit auf den Nächsten ausrichtet: Die vielfältigen kirchlichen und sozialen Projekte tragen dazu bei, die Kluft zwischen Arm und Reich zu überwinden. Gerade bei meinen Gesprächen in Peru habe ich gespürt, wie sehr die Kirche ihren Beitrag zum Aufbau einer gewaltfreien Gesellschaft und zur Überwindung sozialer Ungerechtigkeiten leistet. In den aktuellen wirtschaftspolitischen Konflikten um den Abbau von Bodenschätzen hat sie ihre Vermittlertätigkeit angeboten.

Erzbischof Zollitsch würdigte den Kongress des CELAM in Aparecida als wichtigen Baustein des lateinamerikanisch-deutschen Dialogs. "In meinen Gesprächen mit den Bischöfen von Kuba bis Argentinien habe ich gespürt, wie wichtig es den Verantwortungsträgern in der Kirche ist, das Abschlussdokument der Vollversammlung des lateinamerikanischen Episkopats von 2007 mit Leben zu füllen." Dabei könne die Kirche in Europa viel von der Kirche Lateinamerikas lernen. Erzbischof Zollitsch: "Das Wort des CELAM-Dokumentes von 2007 kann auch Ansporn für die Kirche in Deutschland sein. Dort wird eine missionarische Pastoral gefordert, die dem Grundsatz folgt, 'mit Kreativität und Mut das Reich Gottes überall dort zu verkünden, wo das Evangelium nicht ausreichend bekannt gemacht oder aufgenommen wurde, besonders in schwierigen oder vernachlässigten Bereichen und jenseits unserer Grenzen.' Missionarisch Kirche sein, heißt: Christus authentisch zu verkünden. Das habe ich durch viele Zeugnisse gelebten Glaubens gerade in der Andenregion erleben dürfen."

Besuche von Hilfsprojekten und den Favelas von Sao Paulo hätten seinen Blick für eine angemessene Unterstützung der Armen noch einmal geschärft, sagte Zollitsch. "Dabei geht es aber nicht um vordergründige Armutsbekämpfung, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Die Unterstützung durch unsere Hilfswerke ist unverzichtbar, damit sich Menschen in Not und Elend aus eigener Kraft zu helfen lernen statt dauerhaft auf Hilfe von außen angewiesen zu sein. Deshalb rufe ich die Katholiken in Deutschland zu großherzigen Spenden für die Menschen in Lateinamerika gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit auf. Solidarität ist Nächstenliebe. Lateinamerika braucht Solidarität, um in der Hoffnung gestärkt zu werden. Zu dieser Solidarität zählt auch das Gebet. Wir dürfen in unseren Gebeten die Menschen Lateinamerikas nicht vergessen", betonte Erzbischof Zollitsch. Insbesondere in den Gesprächen mit der Peruanischen Bischofskonferenz sei diese Förderung des Glaubens immer wieder angesprochen worden.

Die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen dem Erzbistum Freiburg und der Kirche in Peru bezeichnete Zollitsch als "vollen Erfolg. Die Begegnungen lassen Weltkirche konkret werden. Die Weltkirche erhält durch die Gläubigen der Partnergemeinden ein menschliches Antlitz. Wir können viel von den pastoralen Erfahrungen der Gemeinden in Peru lernen. So zeigt sich Weltkirche als Lerngemeinschaft aller Glaubenden." Es habe ihn beeindruckt, was Seelsorger in den entlegendsten Gebieten der Anden leisteten. "Ich empfinde eine hohe Wertschätzung für die 140 Partnerschaften zwischen Pfarreien in Freiburg und Peru. Solidarität ist hier keine Worthülse, sondern Realisierung des Evangeliums. Was in den vergangenen 25 Jahren an Partnerschaft gewachsen ist, hat eine große Zukunft vor sich. Mich hat gerade das Partnerschaftsseminar mit über 500 Teilnehmern aus vielen Pfarreien Perus ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen", so der Freiburger Erzbischof.

Zum Abschluss der Reise rief Erzbischof Zollitsch die Mitglieder der deutschen Gemeinde in Lima auf, adventliche Menschen zu sein. "Der Advent ist uns geschenkt als Zeit, den neuen Himmel und die neue Erde neu und voller Sehnsucht zu erwarten. Wo wir miteinander versuchen, das Gute und Ermutigende, das in unserer Gemeinschaft des Glaubens lebendig ist, den Menschen zu zeigen, bleiben wir zuvor immer wieder hinter unseren Hoffnungen und Idealen zurück. Doch miteinander vertrauen wir darauf, dass Jesus Christus, der uns ruft, selbst uns bei der Hand nimmt und aufhilft. Dass die Besinnung auf ihn uns den Weg weist, den wir in der Gemeinschaft des Glaubens gehen dürfen. Dass wir vor den Problemen in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft die Augen nicht verschließen, dass wir uns damit aber nicht abfinden, dazu gibt es den Advent."


Hinweis:
Alle Predigten, Reden und Grußworte von Erzbischof Zollitsch sowie sein persönliches Reisetagebuch der Lateinamerikareise finden Sie im Blog des Erzbischofs unter www.blog.dbk.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 187 vom 5. Dezember 2011
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2011