Schattenblick →INFOPOOL →REPRESSION → FAKTEN

INTERNATIONAL/019: Uganda - Opfer sexueller Gewalt vernachlässigt, viele Frauen im Bürgerkrieg gequält (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. August 2011

Uganda: Opfer sexueller Gewalt vernachlässigt - Viele Frauen im Bürgerkrieg gequält

Von Rosebell Kagumire


Lira, Uganda, 29. August (IPS) - Ester Abeja hat schweres Leid erfahren, als sie von Rebellen der gefürchteten ugandischen Rebellengruppe 'Widerstandsarmee des Herrn' (LRA) gekidnappt wurde. Ihre Peiniger zwangen sie dazu, ihrer einjährigen Tochter den Schädel einzuschlagen. Danach wurde sie vergewaltigt.

Abejas schreckliche Erlebnisse liegen neun Jahre zurück. 2006 konnte der Bürgerkrieg beendet werden. Doch in den zurückliegenden Jahren haben viele der Opfer nicht die Hilfe erfahren, die sie so dringend benötigten. Abeja gehörte dazu, bis sie erstmals von Ärzten der Organisation 'Isis-Woman's International Cross Cultural Exchange' (Isis-WICCE) untersucht wurde.

Zahlreiche Patientinnen fanden sich in den ambulanten Isis-WICCE-Gesundheitszentren ein, um die Verletzungen behandeln zu lassen, die ihnen LRA-Rebellen zugefügt hatten. 23 Jahre hatte die Rebellenbewegung, die für einen Gottesstaat kämpfte, im Norden und Nordosten Ugandas ihr Unwesen getrieben. Abeja beispielsweise stammt aus einem Ort nahe Barlonyo, in dem die LRA bei einem Angriff im Februar 2004 mehr als 200 Menschen massakrierte.

Während des Bürgerkriegs wurden Tausende Menschen getötet und fast zwei Millionen vertrieben. Es handelte sich um den schwersten Konflikt seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1962. Zivilisten, auch Kinder, wurden von den Rebellen zwangsrekrutiert und in den Kampf geschickt. Seit die LRA 2006 aus Uganda abgedrängt wurde, ist sie in der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und im Westen des Südsudan aktiv.


Zur Mörderin gemacht

Abeja war den Rebellen 2002 in die Hände gefallen. Vier Jahre blieb sie in der Gewalt der LRA und wurde zum Morden gezwungen. Sie habe bis zu ihrer Flucht Dutzende Menschen getötet, berichtete sie IPS. 2006 sei sie mit einem fünfjährigen Kind, das sie in der Gefangenschaft geboren hatte, nach Hause zurückgekehrt.

Wie viele ihrer Landsleute wäre Abeja seit dem Ende des Konflikts auf Nothilfe angewiesen, die im Wiederaufbau- und Entwicklungsplan der ugandischen Regierung jedoch nicht vorgesehen ist. Ihm Rahmen des staatlichen Projekts wurden vor allem neue Krankenstationen gebaut und zerstörte saniert.

Viele der rund 400 Frauen, die in dem Camp von Isis-WICCE betreut werden, leiden unter chronischen Unterleibsentzündungen. Bei Abeja wurde festgestellt, dass sie jahrelang mit einem Gebärmuttervorfall lebte - ein Leiden, das auch durch sexuelle Gewalt verursacht wird. Mit 39 anderen Frauen soll sie nun zur Weiterbehandlung in ein regionales Hospital verlegt werden. Die Kosten für die anstehende Gebärmutterentfernung werden auf umgerechnet 200 US-Dollar geschätzt.

Frauen wie Abjea brauchen nicht nur medizinischen, sondern auch seelischen Beistand, wie der Arzt Tom Charles Otim berichtet. Abeja beispielsweise sei von ihrem Mann nach der Heimkehr verstoßen worden. Ihre vier Kinder und den Sohn, der während der Zeit bei der LRA zur Welt kam, müsse sie nun alleine aufziehen. Isis-WICCE hat die Regierung aufgefordert, den traumatisierten und geschundenen Frauen im Norden Ugandas mit Sonderprogrammen beizustehen. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.isis.or.ug/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56840

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2011