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BUNDESLIGA/515: Damen - 2. Runde (SB)



Hamburg zog die Pechkarte

Der Schachfreund erinnert sich sicher noch mit wohligem Schauer an die Finalrunde der vorigen Saison, als der SK Schwäbisch Hall gegen Hamburg mit 4:2 siegte und nur knapp am Titel vorbeischrammte, der mit anderthalb Brettpunkten mehr wieder an Baden-Baden ging. Hamburg wurde aber immerhin Dritter. Nun trafen beide Mannschaften in der 2. Spielrunde wieder aufeinander, unter anderen Vorzeichen natürlich, aber der Gedanke an Revanche mag dennoch mitgeschwungen haben. Daß Schwäbisch Hall schwer zu schlagen ist, gleicht einer Binsenweisheit, aber ist es wirklich ein Ringen von Goliath gegen David ohne Schleuder? Es scheint so, denn auch am vergangenen Sonntag mußten sich die Hamburgerinnen zwar weniger drastisch, aber letzten Endes doch mit 2,5:3,5 geschlagen geben.

Mit leicht veränderter Aufstellung im Vergleich zum Vortrag ging es ins Duell. Am Spitzenbrett ersetzten die Hallerinnen Yuliya Naiditsch durch die Spitzenspielerin Lela Javakhishvili, während die Hanseatinnen am fünften Brett Anja Hegeler für Alina Zahn brachten. Trotz kämpferischen Verlaufs konnte Elisabeth Pähtz am ersten Brett für Hamburg diesmal keinen Sieg einfahren, auch wenn sie betont taktisch gegen die Georgerin vorging, die ihre Stellung jedoch zur Festung ausbaute und den halben Punkt sicher nach Hause brachte.

Während das Remis in der Begegnung am Schlußbrett zwischen Karina Ambartsumova und Stefanie Scognamiglio nicht viel Neues bot, ging es zwischen Sophie Milliet und Diana Baciu trotz des gleichen Ergebnisses recht turbulent zu. Als die Hamburgerin in den Verwicklungen des Mittelspiels einen Springer opferte, spitzte sich der Kampf zu. Die Französin hätte vielleicht mehr daraus machen können, aber da beide in Zeitnot gerieten und keine der Spielerinnen Entscheidendes sah, war der Remisschluß durchaus sinnvoll.

Hamburg kam jedoch ins Straucheln, als Sarah Hoolt auf Beute ausging und das Qualitätsopfer ihrer Gegnerin Deimante Daulyte nicht kommen sah. Danach brach die Verteidigung rasch zusammen und Schwäbisch Hall übernahm die Führung, die noch ausgebaut wurde, als Jovana Rapport nicht nur ihre spielerische Erfahrung einsetzte, sondern sich anscheinend auch von ihrem Mann Richard Rapport und dessen Sinn für taktische Verwicklungen inspirieren ließ. Anja Hegeler entkam zwar den direkten Attacken, aber im Endspiel konnte der weiße Springer dem Läufer plus Freibauern nichts entgegenhalten.

So blieb es Monika Socko am zweiten Brett vorbehalten, für ein wenig Ergebniskosmetik zu sorgen. In ihrer Partie gegen Ekaterina Atalik wehrte sie einen ungestümen Angriff ab und kam in einem Turmendspiel mit zwei Mehrbauern sicher durch die Ziellinie.

Im Parallelkampf geriet das Mädchenteam aus Harksheide zwar erneut ins Hintertreffen, aber immerhin konnten gegen Deizisau die ersten Brettpunkte fürs Aufsteigerkonto gesammelt werden. Vor allem der überzeugende Sieg von Amira Sherif gegen Elena Levushkina sorgte in der Mensa der Coppernicus-Schule für einen brausenden Applaus. Aller Ehren wert war auch die Entschlossenheit von Carina Brandt, die immerhin keiner Geringeren als der Nationalspielerin Zoya Schleining einen halben Punkt abnahm. Und nur wenig fehlte für einen weiteren Bretterfolg, aber leider fand Nathalie Wächter in hoher Zeitnot nicht den widerlegenden Zug gegen Hanna Marie Klek, der ihr einen ganzen Turm eingebracht hätte. So endete das Match gegen Deizisau für Harksheide zwar mit 1,5:4,5, aber das junge Aufsteigerteam mußte sich nicht nachsagen lassen, aus lauter Respekt nicht gekämpft zu haben.

Gastgeber Baden-Baden feierte auch in der zweiten Runde einen souveränen Sieg. Gegen die Mannschaft aus Bayern München trat der Titelverteidiger nur mit der B-Besetzung an. Nur Nellya Vidonyak gegen Ketino Kachiani-Gersinska und Milka Ankerst gegen Ekaterina Kovalevskaya konnten bei der 1:5-Niederlage für München je ein Remis erzielen.

Etwas kampfbetonter ging es dagegen im Duell zwischen Karlsruhe und Aufsteiger Augsburg zu. Auch wenn kein Siegpunkt zu holen war, erspielten die Augsburgerinnen immerhin vier Remisen und mußten sich nur am zweiten und sechsten Brett geschlagen geben, wo Manuela Mader und Sarah Hund für Karlsruhe punkteten. Für Karlsruhe ein erfolgreiches Spielwochenende mit je einem 4:2-Erfolg gegen die beiden Aufsteiger Bayern München und Augsburg. Möglicherweise wurde so das Fundament für den Klassenerhalt geschaffen, denn die nächsten Gegner werden sicherlich nicht leichter werden.

Gastgeber Lehrte bekam es am Sonntag mit den Rodewischer Schachmiezen zu tun und mußte nach Bad Königshofen die zweite Niederlage des Spielwochenendes hinnehmen. Auch diesmal ging es über ein 1:5 nicht hinaus. Aber immerhin konnte Claudia Markgraf am Schlußbrett gegen Claudia Steinbacher einen vollen Punkt einfahren.

Aufsteiger Erfurt kassierte parallel dazu gegen Bad Königshofen zwar auch eine Niederlage, konnte beim 1,5:4,5-Endstand jedoch auf einen Siegpunkt pochen. Am Spitzenbrett gelang Natasa Richterova ein erstaunlicher Erfolg gegen die Russin Alexandra Obolentseva, die sich offenbar in einem Formtief befindet und bereits am Vortag gegen Fiona Sieber vom SK Lehrte den kürzeren gezogen hatte. Zudem holte Varvara Anisheva gegen Maria Schöne ein Remis für Erfurt.

Nach zwei Spielrunden liegen Baden-Baden, Rodewisch, Bad Königshofen, Schwäbisch Hall und Karlsruhe mit je 4:0-Punkten vorne, im Tabellenkeller warten die Aufsteiger samt Lehrte noch auf ihren ersten Erfolg. Der nächste Spieltag startet erst im Januar 2017 mit dem Schlagertreffen Schwäbisch Hall gegen Baden Baden.

Runde 2, am 23.10.2016



SF Deizisau - TuRa Harksheide 4,5:1,5

Naiditsch, Yuliya - Endress, Anna 1:0
Schleining, Zoya - Brandt, Carina 0,5:0,5
Levushkina, Elena - Sherif, Amina 0:1
Klek, Hanna Marie - Wächter, Nathalie 1:0
Jelica, Mara - Rosmait, Emily 1:0
Lauterbach, Ingrid - Köhler, Inken 1:0



SK Schwäbisch Hall - Hamburger SK von 1830 3,5:2,5

Javakhishvili, Lela - Pähtz, Elisabeth 0,5:0,5
Atalik, Ekaterina - Socko, Monika 0:1
Daulyte, Deimante - Hoolt, Sarah 1:0
Milliet, Sophie - Baciu, Diana 0,5:0,5
Vojinovic, Jovana - Hegeler, Anja 1:0
Ambartsumova, Karina - Scognamiglio, Stefanie 0,5:0,5



FC Bayern München - OSG Baden-Baden 1:5

Dirmeier, Carolin - Zatonskih, Anna 0:1
Vidonyak, Nellya - Kachiani-Gersinska,Ketino 0,5:0,5
Ankerst, Milka - Kovalevskaya, Ekaterina 0,5:0,5
Niedermaier, Barbara - Arakhamia-Grant, Ketevan 0:1
Spiel, Marianne - Tammert, Iamze 0:1
Roos, Karin - Haussernot, Cecile 0:1



SG Augsburg 1873 - Karlsruher SF 1853 2:4

Hapala, Lisa - Schmidt, Jessica 0,5:0,5
Horvath, Maria - Mader, Manuela 0:1
Woniak, Katarzyna - Kiefhaber, Veronika 0,5:0,5
Amelang, Astrid - Wiesner, Paula 0,5:0,5
Braun, Kristin - Brendel, Bergit 0,5:0,5
Münch, Ursula - Hund, Sarah 0:1



Rodewischer Schachmiezen - SK Lehrte 5:1

Majdan-Gajewska, Joanna - Sieber, Fiona 1:0
Kochetkova, Julia - Krasnodebska, Magdalena 1:0
Theissl-Pokorna, Regina - Schulze, Lara 1:0
Lubbe, Melanie - Zschischang, Marine 1:0
Korenova, Martina - Schulze, Dorothee 1:0
Steinbacher, Claudia - Markgraf, Claudia 0:1



SC Bad Königshofen - SV Medizin Erfurt 4,5:1,5

Obolentseva, Alexandra - Richterova, Natasa 0:1
Osmanodja, Filiz - Troyke, Doreen 1:0
Melamed, Tatjana - Müller-Ludwig, Kristin 1:0
Schöne, Maria - Anisheva, Varvara 0,5:0,5
Belenkaya, Dina - v.d. Weth-v. Nordheim, Petra 1:0
Frey, Alisa - Kube, Hannelore 1:0

 Stand nach der 2. Runde: 
1. OSG Baden-Baden
2. Rodewischer Schachmiezen
3. SK Schwäbisch Hall
4. SC Bad Königshofen
5. Karlsruher SF 1853
6. SF Deizisau
7. Hamburger SK von 1830
8. FC Bayern München
9. SV Medizin Erfurt
10. SG Augsburg 1873
11. SK Lehrte
12. TuRa Harksheide
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4
4
4
4
4
2
2
0
0
0
0
0
10,5
10  
9,5
9,5
8  
7  
6  
3  
2,5
2,5
2  
1,5

25. Oktober 2016


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