Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


MELDUNG/824: 16jähriger stahl Favoriten in Brisbane die Show (SB)


Temur Kuybokarov machte von sich reden


Obgleich die beiden turniererprobten Großmeister Ahmed Adly aus Ägypten und Adrien Demuth aus Frankreich die Setzliste beim diesjährigen Australian Open in Brisbane vom 2. bis 12. Januar anführten, die zugleich als Offene Australische Meisterschaft firmierte, stahl ihnen ein 16jähriger aus Usbekistan die Show. 103 Spieler aus 15 Nationen gingen in der Hauptstadt des Bundesstaats Queensland an den Start, darunter fünf Groß- und neun Internationale Meister sowie zwei Internationale Großmeisterinnen als auch etliche Lokalmatadore, Frauen und Senioren, die neben den Preisgeldern Jagd auf den Titel des Landesmeisters, der Landesmeisterin und des Seniorenmeisters machten.

Nach fünf Runden war die Überraschung kaum in Worte zu fassen, lag doch nicht einer der Favoriten, sondern der junge Usbeke Temur Kuybokarov als 6. der Setzliste mit einer perfekten Bilanz von 5/5 einsam an der Tabellenspitze. Bis dahin war der Internationale Meister Andrew Brown aus Australien noch seine größte Herausforderung gewesen. In Lauerstellung mit einem halben Punkt weniger befand sich der australische Großmeister Max Illingworth auf Platz 2, gefolgt von einem zehnköpfigen Troß mit je 4/5.

In der sechsten Runde trafen die beiden Spitzenspieler aufeinander. Obwohl beide von der Elo-Zahl her nahezu ebenbürtig waren, stoppte der 24jährige Australier zunächst den Siegeszug des Usbeken und übernahm so die Tabellenführung. Illingworth hatte bis dahin nur gegen Demuth ein Remis zugelassen. Für den Franzosen war es nach zu Beginn drei Siegen in Folge die zweite Punkteteilung. Zuvor hatte er gegen den starken Australier Stephen Solomon einen halben Punkt liegen lassen. Der Elo-Favorit Adly kassierte nach gutem Auftakt in Runde 5 eine Niederlage gegen den Aserbeidschaner Kanan Izzat und fiel im Klassement etwas zurück. Izzat selbst hatte in Runde 3 Federn lassen müssen in seiner Weißpartie gegen den australischen FIDE-Meister Gene Nakauchi.

Illingworth setzte seinen erfolgreichen Kurs auch in Runde 7 fort, indem er dem taktisch versierten Nakauchi ins Leere laufen ließ, doch gegen seinen Landsmann Liu Yi reichte es in der darauffolgenden Runde nur zu einem Remis. Die Tabelle führte er dennoch an, dicht gefolgt vom Verfolgertrio Kuybokarov, Adly und Demuth. Der junge Usbeke hatte die Niederlage gegen Illingworth schnell verdaut und konnte in Runde 7 gegen Izzat einen vollen Punkt holen. Und auch Adly zeigte sich nach seiner Verlustpartie gegen den Aserbeidschaner wieder angriffslustig, was die beiden Australier Zachary Loh und Junta Ikeda schmerzlich zu spüren bekamen. Auch Demuth hielt zuletzt mit zwei Siegen gegen den Australier Patrick Gong und den weißrussischen Großmeister Sergey Kasparov den Anschluß zur Tabellenspitze.

Neben der Begegnung Illingworth gegen Liu Yi endete auch das zweite Spitzenspiel der 8. Runde zwischen Demuth und Kuybokarov mit Remis, während Adly gegen den Australier Jack Puccini punkten und leicht aufholen konnte. Die eigentliche Wende kam unterdessen in der 9. Runde, als Adly seinem Favoritenstatus gerecht wurde und Illingworth die erste Niederlage im Wettkampf bescherte. Für den Ägypter war es der vierte Sieg in Folge. Mit 7,5 Punkten übernahm er damit die Tabellenspitze, die er sich allerdings mit dem jungen Usbeken, der in dieser Runde Junta Ikeda das Nachsehen gab, teilen mußte. Dem Führungsduo auf den Fersen blieben Illingworth und Izzat mit 7/9. Der Aserbeidschaner hatte Demuth das erste Mal in Brisbane den Geschmack der Niederlage schmecken lassen. Etwas abgeschlagen mit 6/9 befand sich der Weißrusse Sergey Kasparov im Verfolgerfeld, da er in seiner Partie gegen seine Ehefrau Tatiana Kasparova lieber ein schnelles Remis einging, als einen schiefen Haussegen riskierte, was unter Schacheheleuten nicht selten vorkommt.

Die Vorschlußrunde hatte ihre eigene Dynamik und wirkte fast schon turnierentscheidend. Im Spitzentreffen kassierte Adly seine erste Niederlage im Wettkampf gegen Kuybokarov, während das zweite Schlagertreffen zwischen Izzat und Illingworth nicht über ein Remis hinauskam. Nun lag es ganz allein in Kuybokarovs Hand, der mit einem vollen Punkt Vorsprung in die Schlußrunde ging. Ein Remis gegen Liu Yi sollte nicht unmöglich sein, doch der 19jährige FIDE-Meister aus Sydney erwischte den Usbeken kalt mit einer fulminanten Angriffspartie. Da Illingworth gegen seinen großmeisterlichen Landsmann Moulthun Ly erfolgreich war und Izzat den Weißrussen Kasparov überflügelte, endete die 11. Runde mit vier Spielern an der Spitze, die jeweils 8.5/11 aufwiesen. Ungeachtet der Schlußrundenniederlage sicherte sich Kuybokarov den Turnersieg dank der besseren Wertung vor Illingworth auf Platz 2 und dem 20jährigen Aseri Izzat auf Platz 3. Vierter wurde Liu Yi, der bis auf seine Niederlage in Runde 3 gegen Kasparov ein hervorragendes Turnier gespielt hatte und zuletzt dank seiner beiden Siege gegen seinen Landsmann Brodie McClymont und Kuybokarov ebenfalls 8,5 Punkte auf dem Konto hatte. Der 29jährige Turnierfavorit Adly bekam es in der Schlußrunde mit Demuth zu tun. Zwischen beiden wurde nichts mehr riskiert. Für den Ägypter blieb so bei 8/11 nur der 5. Platz, gefolgt vom Franzosen auf Rang 6 mit dem gleichen Score.

Als bester Australier ging der Titel des Landescampions an Illingworth. Australische Landesmeisterin wurde Alexandra Jule. Die Internationale Meisterin erzielte im Wettkampf 5,5 Punkte, was für Rang 53 reichte. Sie setzte sich in der Schlußrunde mit einem Sieg über Don Hamilton vor ihrer Konkurrenz durch. Senior-Champion wurde Patrick Halpin mit 7/9 auf Rang 19.

Für Kuybokarov war Brisbane sicherlich eine wichtige Etappe auf seinem Weg zum internationalen Durchbruch. In Usbekistan gilt er als größte Nachwuchshoffnung, doch außerhalb von Taschkent hatte der junge Spieler, der einen ruhigen, positionellen Stil pflegt, bisher wenig Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Den Titel zum Internationalen Meister errang er erst 2016, nachdem er sechs Jahre zuvor zum FIDE-Meister gekürt wurde.


 Endstand 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
51.
52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
65.
66.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
80.
81.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
IM Kuybokarov, Temur
GM Illingworth, Max
IM Izzat, Kanan
FM Liu, Yi
GM Adly, Ahmed
GM Demuth, Adrien
IM Brown, Andrew
IM Ikeda, Junta
GM Ly, Moulthun
FM Puccini, Jack
IM Borsos, Bogdan
FM Loh, Zachary
GM Kasparov, Sergey
WIM Kasparova, Tatiana
IM McClymont, Brodie
IM Solomon, Stephen
FM Boyd, Tristan
FM Gong, Patrick
Halpin, Patrick
Maguire, Tom
IM Porper, Edward
FM Stojic, Dusan
Kethro, Michael
CM Slater-Jones, Tom
Yang, Ray
Truscott, Tony
Savige, Colin
Holliday, Bruce
FM Nakauchi, Gene
Mallari, Donato
Macdonald, Paul
Tsai, Charles
Bhat, Vishal
Choong, Yita
WFM De Seroux, Camille
Holt, Stuart
Hathiramani, Dillon
Zhong, Junhao
Mortensen, Henrik
Sheldrick, Kevin
Winkelman, Albert
Parle, Hughston
Mather, Andrew
Ostapenko, Michael
Weller, Tony
Stahnke, Alexander
CM Hu, Jason
CM Ang, Alphaeus Wei
Dowden, Tony
Lester, George
Zheng, Marco Le Lun
CM Lam, Ross
WIM Jule, Alexandra
Lovejoy, David
Clarke, Matthew
Louie, Jared
Wang, Jason
CM Walker, Tyson
Littleboy, Bruce
Vander Wal, Fritz
Kay, James
Au, Alexander
Therakam, Clint
Strickland, Rebecca
Courtney, Michael
Yao, Licia
CM Norris, Damian
CM Davis, Tony
Selnes, Hamish
Gray, David Peter
Myers, John
Van Der Meer, Andrew
Esmaili, Ali
Gong, Qiming
CM Choong, Mark
Jempson, Ross
Korenevski, Oleg
Renjith, Sravan
Tanti, Joseph
Cronin, Peter
Hamilton, Don
CM Slater-Jones, Henry
Stark, Ken
Holt, Kenneth
Cashman, Michael
Glissan, Paul
Ingham, Glenn
Davies, Andrew William
Ahmer, Axel
Dickson, Ian
Kebbedies, Frank
Haydn, Gavin
IM Smirnov, Anton
Brockman, Roland
McLean, Matthew
Behne-Smith, Jonathan
Lourenco, Eva
Braganza, Nadia
Lilly, Richard
Craven, Mark
Davidovici, Victor
Young, Nathanael
Fereday, Tony
UZB
AUS
AZE
AUS
EGY
FRA
AUS
AUS
AUS
AUS
UKR
AUS
BLR
BLR
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
CAN
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
NZL
AUS
AUS
AUS
SUI
AUS
AUS
AUS
DEN
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
NZL
NZL
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
FIJ
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
CHN
SGP
AUS
AUS
NZL
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
GER
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
NZL
NZL
AUS
AUS
AUS
AUS
AUS
8.5
8.5
8.5
8.5
8.0
8.0
8.0
7.5
7.5
7.5
7.5
7.5
7.0
7.0
7.0
7.0
7.0
7.0
7.0
7.0
7.0
6.5
6.5
6.5
6.5
6.5
6.5
6.5
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
6.0
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.5
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
5.0
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.5
4.0
4.0
4.0
4.0
4.0
4.0
4.0
4.0
3.5
3.5
3.5
3.5
3.5
3.5
3.0
3.0
3.0
1.0
0.5
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte

13. Januar 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang