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SCHACH-SPHINX/02713: Mutige Wege ins Unerforschte (SB)


Vom englischen Großmeister Tony Miles weiß man, daß ihn sonderbare, manche sagen, aberwitzige Züge und Eröffnungssysteme über Gebühr faszinieren. Er wendet sie regelmäßig an, wenngleich mit durchwachsenem Erfolg. Glänzende Siege geben sich mit bitteren Niederlagen die Hand. Dennoch hat Miles nie ein Gefühl der Reue empfunden. Stets sah er darin einen Ansporn, die Grenzen des Möglichen tiefer hinein ins Unbekannte, Unerforschte hineinzutreiben. Auf der Schacholympiade in Elista wählte er daher mit den weißen Steinen gegen den Franzosen Waisser nach 1.d2-d4 e7-e6 2.Sg1-f3 f7-f5 den kuriosen Vorstoß 3.d4-d5!? - sicherlich ein Zug, der vielen klassischen Vordenkern der Schachstrategie die Haare zu Bergen stehen läßt. Miles' eigene Einschätzung enthält durchaus einen Tropfen Humor: "Ein Zug, der nicht vielen Eröffnungsregeln entspricht, trotzdem spricht einiges für ihn." Schließlich entstand folgende Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx, bei der Weiß trotz haarigen Entwicklungsrückstandes immerhin den Erfolg für sich verbuchen konnte, daß der schwarze Turm auf d4 in die Enge gedrängt wurde, denn 1...Td4-d3 scheiterte nun an 2.Dd1-c2 Lc8-f5 3.Ke1-d1! Waisser fand indes eine remisforcierende Erwiderung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02713: Mutige Wege ins Unerforschte (SB)

Miles - Waisser
Elista 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Selten mußte Eduard Gufeld eine solche Niederlage wie gegen Joel Benjamin einstecken: 1.Te2xe4! f5xe4 2.Dh3-e6+ Kg8-h8 3.De6xh6!! Se7- f5 - bitteres Muß, denn 3...g7xh6? wird Matt durch 4.Se5-f7+ Kh8-g8 5.Sf7xh6# - 4.Se5-g6+! Kh8-g8 5.Td1xd5! - die abschließende Pointe der weißen Kombination - und Schwarz gab auf, da sein König nach 5...g7xh6 6.Td5xf5+ nach wenigen Zügen den letzten Atemzug getan bzw. die schwarze Stellung nach 5...Sf5xh6 6.Td5xb5+ zuviel "Gewicht" verloren hätte.


Erstveröffentlichung am 23. Mai 1999

08. März 2010