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SCHACH-SPHINX/02740: Genialität ist keine Gabe (SB)


Als sie zehn Jahre alt war, konnte sie sich bereits ungarische Frauenmeisterin nennen, mit 12 war sie Internationale Meisterin, mit 14 Internationaler Meister. Als sie dann ihren 16. Geburtstag feierte, besaß sie mit 2430 eine höhere Elo-Zahl als Garry Kasparow im selben Alter. Die Rede ist von Zsuzsa Polgar, die älteste des Trio infernale. Ihr Vater László Polgar, promovierter Psychologe und Pädagoge, hatte sich für die geistige Entwicklung seiner Töchter ein besonderes Erziehungsmodell ausgedacht: "Ich glaube, daß in jedem Menschen außergewöhnliche Fähigkeiten stecken. In der Schule - als eines unter vielen - kann ein Kind diese Fähigkeiten kaum entwickeln." Um die Richtigkeit seiner These zu beweisen, unterzog er seine Töchter von klein auf einer Ausbildung zum Schachspieler. Er wollte damit zeigen, daß Genialität keine Gabe, sondern Resultat einer gezielten Förderung ist. Die Polgar-Schwestern enttäuschten ihren Vater nicht. Zsuzsa errang den Titel der Weltmeisterin. Im heutigen Rätsel der Sphinx leistete sie die Vorarbeit dazu, indem sie im Kandidatenturnier in Tilburg gemeinsam mit Maya Tschiburdanidse den ersten Platz belegte, letztere im Stichkampf besiegte und dann die Chinesin Jun Xie vom Thron fegte. Zsuzsa Polgar spielte mit den schwarzen Steinen, und ihre Kontrahenten war zuletzt mit 1.Sd4-e6 in eine böse Falle getreten, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02740: Genialität ist keine Gabe (SB)

Maric - Zs. Polgar
Tilburg 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der seinerzeit noch für München spielende Großmeister Hertneck fiel aus allen Wolken, als sein Kontrahent, der für Bremen die Figuren führende tschechische Landesmeister Hracek, mit 1.Lc1-h6+! die letzten Zweifel ausräumte. Schwarz mußte kapitulieren, da er nach 1...Kg7xh6 2.Se5-f7+ die Dame verloren, aber nach 1...Kg7-g8 2.Se5xd7 Sb8xd7 3.De2-e6# mattgesetzt worden wäre.


Erstveröffentlichung am 31. Mai 1999

17. März 2010