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SCHACH-SPHINX/02774: Gefühl für häßliche Züge (SB)


Über die Jahre entwickelt jeder Schachspieler ein mehr oder weniger ausgeprägtes Gefühl dafür, ob ein Zug gut oder schlecht ist. Auf den ersten Blick besitzt er für dieses einverleibte Empfinden keine Kriterien. Erst wenn er darüber nachdenkt und die Konsequenzen erwägt, begreift er sein vages Gefühl auch verstandesmäßig und alle Unklarheiten sind bereinigt. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise hatte Schwarz zuletzt den "häßlichen" Zug 1...g6-g5? gespielt. Jede Körperzelle schreit es heraus: Solch ein Zug läßt sich niemals mit den Gesetzmäßigkeiten einer Schachpartie vereinbaren. Wie ihn aber widerlegen? So ganz ins Blaue hinein gedacht war der Vorstoß freilich nicht. Falls Weiß jetzt nämlich den Fehler gleichfalls mit einem Fehlzug erwidert und 2.Lf4-g3? spielt, ginge der schwarze Plan nach 2...Lg7xc3! nebst 3...Sc5-e4 sogar auf. Nun, Wanderer, wie bestrafte der ukrainische Großmeister Alexander Tschernin also den entenhäßlichen Zug 1...g6-g5?



SCHACH-SPHINX/02774: Gefühl für häßliche Züge (SB)

Tschernin - Granda Zuniga
Argentinien 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Chalifman stoppte den Vormarsch von Robert Hübner im Münchner Turnier mit 1.Kb4-c5! Tb2xb3 2.Ta7-g7+ Kg6-h5 3.Kc5-d6 Le6-c4 4.e5-e6 Tb3xa3 5.e6-e7 Ta3-a8 6.Lf6-c3 - mit der Drohung 7.Lc3-a5 Ta8-e8 8.Kd6-d7 - 6...b5-b4 7.Lc3xb4 Kh5-h4 8.e3-e4 f5xe4 und Schwarz gab gleichzeitig auf. Gegen den zweiten weißen Freibauern war er machtlos.


Erstveröffentlichung am 10. Juni 1999

28. März 2010