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SCHACH-SPHINX/02820: Opfer an die Zeit (SB)


In den Vereinen und auch in den bürgerlichen Stuben wurde das Schachspiel stets als ein Kampf zweier Persönlichkeiten angesehen, die mit ihren Mitteln und Potentialen die taktisch-strategischen Kompenenten des Spiels ausschöpften. Mit der Internationalisierung der Turniere entstand eine neue Instanz. Bald schon wurde ein neuer Faktor eingeführt: die Zeit. Nun ging es nicht nur darum, seine Pläne zu verwirklichen nach bestmöglichem Denkvermögen, sondern diese mußten auch innerhalb einer festgelegten Frist vonstatten gehen. Versuche, die Schachuhr von den Turnieren zu verbannen, hatte es durchaus gegeben. Die Menschen wehrten sich dagegen, durch ein Zeitsystem eingeschränkt zu werden. Der Sportgedanke ließ dies allerdings nicht zu. Die Unterwerfung wurde vollzogen, und dann geschah, was "zwangslogisch" geschehen mußte. Die zunächst lange Bedenkzeit geriet mehr und mehr in Konflikt mit den Sachzwängen der Turnierorganisatoren, die naturgemäß ein großes Interesse daran hatten, den Sponsoren in einer vertretbaren Zeitspanne möglichst spannende Partien zu bieten. Mit dem Interpolis-Turnier in Tilburg 1992 begann schließlich wieder eine neue Ära des Schachs. In einem K.o- System spielten zwei Spieler je zwei Partien mit normaler Bedenkzeit. Entschieden diese nicht, so wurde die Bedenkzeit auf 30 Minuten beschränkt und dann nochmals auf 15 Minuten. Die Entwicklung ist mittlerweile dahin gelangt, daß selbst auf Weltmeisterschaften im Falle eines Punktegleichstands Blitzpartien über die Thronfolge entscheiden. Ganz offensichtlich hat das altbewährte Prinzip der Leistung nach Zeitvorgaben ein Spiel zerstört, daß früher einmal davon lebte, daß zwei Persönlichkeiten in aller Ruhe ihre Möglichkeiten bis zur Neige ausreizten. Das Moderne fordert jedoch Tribut auch an heiligen Geboten, um einmal einen altreligiösen Begriff zu verwenden. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnten sich die beiden Akteure etwas mehr Zeit lassen, um ihre Gedanken zu ordnen. Schwarz hatte zuletzt 1...e7-e6 gezogen. Doch der weiße Angriff ließ sich so nicht stoppen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02820: Opfer an die Zeit (SB)

Illescas - Spangenberg
Buenos Aires 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nicht auf dem Turnierbrett, doch hinterher bei der Analyse wurde folgende Kombination entdeckt: 1.Lc2xg6! h7xg6 2.Th6xg6+ Kg8-h7 3.Dc3- c2 Sc8-e7 4.Tg6-g5+ Kh7-h6 5.Tg5-h5+! Kh6xh5 6.Dc2-h7+ Kh5-g5 7.Lb2- c1+ Ld6-f4 8.g2-g3! mit leichtem Gewinn, da 8...Lf4xc1 an 9.f2-f4+ Lc1xf4 10.g3xf4 scheitert.


Erstveröffentlichung am 25. Juni 1999

12. April 2010