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SCHACH-SPHINX/02823: Hundert Ausflüchte für dieselbe Sache (SB)


Ausflüchte beherrschen das ganze Leben. Für alles, was dem Menschen mißlingt, gibt es eine Antwort. Entweder ist es das Schicksal, in dessen seltsam-unerklärlichen Fäden man sich gefangen sieht, oder aber der Zufall muß herhalten, muß die beleidigte Ratio zu besänftigen. Der Ball wird weitergereicht, und zwar schnellstmöglich, um ja nicht in die Verlegenheit zu kommen, sich eingehender mit der selbstverschuldeten Misere auseinanderzusetzen. Schachspieler pflegen in solchen Fällen, vorzugsweise wenn sie eine Partie verloren haben, auf irgendeine Mißlichkeit hinzuweisen. Aufs Kopfweh zu pochen, wäre unschicklich. Besser ist da das Verweisen auf eine handfeste Grippe. Überhaupt sind Krankheiten als Achse der Entschuldigung für eine vergurkte Partie sehr beliebt. Ein geschwächter Körper kann eben keinen vitalen Geist beherbergen. Seltsam, nicht wahr, Wanderer, daß die alten Ehrbegriffe noch heute wie Fesseln das Eigenverständnis des Menschen knebeln. Im heutige Rätsel der Sphinx mag eine Migräne oder ein Schnupfen dafür verantwortlich gewesen sein, daß Schwarz in eine derart ruinöse Stellung kam. Was Weiß jedoch nicht daran hinderte, seinen Gewinnpfad schnurgerade zu verfolgen.



SCHACH-SPHINX/02823: Hundert Ausflüchte für dieselbe Sache (SB)

Kupreitschik - Farago
Passau 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schön und gut, was sich unser Schachfreund Rasik da ausgedacht hatte. Freilich sah die Wirklichkeit anders aus. Weiß spielte auf 1...e6-e5 nämlich progressiv-aggressiv im Sinne seines Angriffs: 2.Sd4-f5!! g6xf5 - oder 2...e5-e4 3.Dd3xe4 Tf8-e8 4.Sf5-e7+ - 3.Dd3xf5 e5-e4 4.Lc2xe4 Tf8-e8 5.Df5xh7+ Kg8-f8 6.Tf1-f3! Te8-e6 7.Le4-d5 Lf6-g7 8.Tf3-g3 Dd8-f6 - 8...Te6-g6 9.Tg3xg6 f7xg6 10.Dh7-g8# - 9.Le3-d4 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 25. Juni 1999

13. April 2010