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SCHACH-SPHINX/02878: Gegensatzpaar von schärfster Kontur (SB)


Was 1984 mit ihrem ersten Aufeinandertreffen während einer Weltmeisterschaft begann, hat seine Spuren und Auswirkungen bis auf den heutigen Tag nicht eingebüßt. Die beiden gekrönten Häupter Garry Kasparow und Anatoli Karpow verbindet eine von Animositäten reichhaltig getrübte Vergangenheit miteinander. Nicht nur in ihrem persönlichen Charakterbild grundverschieden, zerrissen auch durch divergierende politische Wertauffassungen, gibt es wenige antagonistische Paare in der jüngeren Schachgeschichte, die mit solch unversöhnlicher Wut sich gegenüberstehen. In beiden spiegelt sich auch der Zerfall des Sowjetreiches wider. Alt und Neu bilden in ihnen geradezu ein Gegensatzpaar von schärfster Kontur. Dieser Frontverlauf greift auch in beider Verständnis der Schachprioritäten über. Karpow - geduldig, von Steinitzscher Ausprägung hinsichtlich des Positionsspiel; Kasparow - ein Feuerball, der Verwicklungen liebt und seine Siege zumeist auf taktischem Gebiet feiert. In den letzten Jahren setzte sich Kasparow mehr und mehr gegen Karpow durch wie auch im heutigen Rätsel der Sphinx, wo letzterer mit den schwarzen Steinen eine todgeweihte Stellung besaß. Und Kasparow fand eine präzise kombinatorische Lösung, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02878: Gegensatzpaar von schärfster Kontur (SB)

Kasparow - Karpow
Linares 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Noch moralisch mitgenommen von der ersten Partie hatte Lautier die Stellung offenbar nur sehr oberflächlich analysiert. Tatsächlich hätte er den drohenden Materialverlust mit 1...Td8-c8 verhindern können, weil Weiß darauf sowohl nach 2.Dc6xa4? Da5xa4 3.Ta1xa4 c4-c3 4.Ta4-a1 c3-c2 5.Ta1-c1 Ta8-b8 als auch nach 2.Dc6-d7 c4-c3! 3.Ta1xa4 Da5xa4 4.Dd7xa4 c3-c2 glatt verloren stünde. Statt dessen hätte Kramnik mit 2.Dc6-e6+ Kg8-h8 3.Lh4xf6! auf ein Dauerschach spielen müssen.


Erstveröffentlichung am 11. Juli 1999

02. Mai 2010