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SCHACH-SPHINX/02945: Ein vorlautes Früchtchen (SB)


Eine Art von halsstarrigem Besserwissertum zeichnete den amerikanischen Großmeister Sam Reschewsky nicht nur in späteren Jahren aus. Bereits als Wunderkind konnte er seine Umwelt zur Verzweiflung bringen. Er war gerade mal vier Jahre alt, als er die Regeln des Königlichen Spiels erlernte. Und zwei Jahre darauf hatte er sich mit selbstvergessender Leidenschaft so sehr dem Spiel verschrieben, daß ihm in seinem polnischen Heimatstädtchen Ozerków niemand mehr schlagen konnte. Also fuhren seine Eltern mit ihm nach Warschau, wo kein Geringerer als Akiba Rubinstein residierte. Nach einem kurzen Gespräch erklärte sich dieser bereit, mit dem jungen Springinsfeld eine Partie auszufechten, der Chancengleichheit halber spielte Rubinstein blind - und siegte. Für Klein-Sammy eine herbe Enttäuschung. Schon damals wähnte er sich groß in der Kunst. Nun begab es sich freilich, daß Rubinstein später am Abend vor versammeltem Freundeskreis seine Gewinnpartie gegen den damaligen Weltmeister Dr. Emanuel Lasker demonstrierte. Sammy hörte aufmerksam zu und fand dann die Gelegenheit, sich für die erlittene Niederlage zu rächen, indem er mit stolzschwellender Stimme verkündete, daß der Sieg bereits zwei Züge vorher zu erringen gewesen wäre. Ein vorlautes Früchtchen. Ob das Wunderkind auch das heutige Rätsel der Sphinx lösen könnte, Wanderer. Weiß stand auf Gewinn. Wie gewann er am schnellsten?



SCHACH-SPHINX/02945: Ein vorlautes Früchtchen (SB)

Shamkovich - Kotov
Sotschi 1967

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz öffnete mit 1...f4-f3! eine entscheidende Angriffsstraße für seinen Sieg: 2.g2xf3 Lg4-h3 - gewinnt die Qualität, zerstört aber auch den weißen Abwehrring - 3.Dd3xd6 Tc8-d8 4.Dd6-g3 Lh3xf1 5.Sa5-c6 Da7- d7 6.Sc6-e5 - auch nach 6.Sc6xd8 geht Weiß an 6...Dd7-d1 zugrunde - 6...Dd7-d1 7.Dg3-g1 Lf1-h3 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 03. August 1999

24. Mai 2010