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SCHACH-SPHINX/03181: Theorie im theologischen Gewand (SB)


"Sie machen Züge wider die Theorie!" heißt es in einer Schachgeschichte von Rakowsky, und man beginnt sich, während die Worte noch im Ohr verhallen, zu fragen, ob nicht genausogut für Theorie "Theologie" hätte stehen können? Vielfach wird ja zumindest unausgesprochen dieser Anspruch erhoben. Wie oft wird in Schachclubs dieser und jener Zug belächelt mit dem Hinweis darauf, daß man "so" nicht spielen könne. Es ist erstaunlich, mit welcher Klebrigkeit sich im so freisinnig gebärenden Denken der modernen Zeit Doktrin und Unterwürfigkeit festsetzen, ohne daß sich das geringste Unbehagen zu Wort meldet. Wie Honig geht es die Kehle hinunter, die Vorschrift, die Überlieferung, das althergebrachte Kettengeklirre. Vorsicht vor Denkfesseln! Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte Schwarz sehr gut auf die besserwisserische Theorie im theologischen Gewand verzichten. Mit seinem nächsten Zug leitete er eine raffinierte Königsjagd ein, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03181: Theorie im theologischen Gewand (SB)

Gasparow - Tsaturian
UdSSR 1974

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Unbestimmtes in Bestimmbares wandelnd, des Menschen höchster Sinn: 1.Dd1-h5! Sc5-e6 - 1...g6xh5 2.Lg5-f6# - 2.Lg5-f6+ Kh8-g8 3.Tg3-h3 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 20. Oktober 1999

12. August 2010