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SCHACH-SPHINX/03208: Jemandem ein böses Bein stellen (SB)


Von Nigel Short ist man ja einige Verrücktheiten gewohnt, auf dem Brett als auch in natura. Wenn beispielsweise in einem Troß adrett und dunkelgekleideter Jacketts plötzlich ein grellgelber Anzug wie ein Leuchtturm hervorstrahlt, dann ist man dem englischen Großmeister auf der Spur. In seinen Partien spiegelt sich diese Unbekümmertheit nicht minder wider. Wer außer Short würde bei einem Weltmeisterschaftskampf auf das antiquierte Königsgambit zurückgreifen, ohne zu erröten? Der oft von ihm verschmähte Pfad der Konvention brachte zumindest einige schillernde Partien ans Tageslicht. Man kann leicht auf die Idee kommen, daß Short durchaus mit raffinierter Berechnung diese Gratwanderungen zwischen Gut und Böse vornimmt, daß sie weniger einer Spielerei und Sternenguckerei entspringen, als vielmehr davon getragen sind, dem konservativen Stil mancher Kontrahenten ein böses Bein zu stellen. Und im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Short mit dieser Strategie schlagenden Erfolg. Sein Kontrahent, der biedere Russe Alexander Beljawsky, kam jedenfalls mit dem Shorts Eskapismus nicht zurecht. In der Partie spielte der Russe nun 1...Sd5-f4 und verlor nach 2.Lg5xf4 Lc6xe4 3.Td1xxd7 Le4xf5 4.Td7xb7 e5xf4 5.Tb7xf7! Short in seinem unendlichen Einfallsreichtum hatte auch auf 1...Sd5-e7 eine trollhafte Antwort parat, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03208: Jemandem ein böses Bein stellen (SB)

Short - Beljawsky
Groningen 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Anstelle von 1.Sg5-e6+? war die schwarze Stellung mit 1.Lg2-h3! Sg4-e3 2.Lh3xf5 g6xf5 3.Tf1-f3 Se3xd5 4.De1-e6! aus den Angeln zu heben, denn während der weiße König nach 4...Tc8-c1+ 5.Kh1-g2 Db6-g1+ 6.Kg2-h3 so sicher wäre wie in Abrahams Schoß, bliebe der schwarzen Majestät nur der Weg in den Orkus.


Erstveröffentlichung am 27. Oktober 1999

21. August 2010