Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/03213: Regulativ des Vergessens (SB)


Man stelle es sich einmal so vor: Da ist ein Problem von grundsätzlicher Natur, und es ist ungeheuerlich groß, weniger durch seine Komplexität, als vielmehr infolge der schieren Ausweglosigkeit, einer Lösung jemals teilhaftig zu werden. Als Mensch eines Gemeinwesens blieben da nicht viele Möglichkeiten, und die gängigste und gewöhnlicheste war eben, das Problem zu teilen, es auf zwei Hälften zu reduzieren. Natürlich wurde das Ausweglose damit weder halbiert noch aus der Welt geschafft. Also half man sich mit einem weiteren Trick und Kniff und arrangierte einen Wettkampf. Sieger sollte sein, wer den anderen unter einem bestimmten Regelwerk bezwang. Das ursprüngliche Problem verschwand nun völlig aus dem Blickfeld, und je mehr sich das Regulativ durchsetzte, desto intensiver gewann der Mensch den Eindruck, es habe ein solches nie gegeben oder sei eben hinlänglich bewältigt worden. Wäre das eine Geschichte zur Erklärung des Ursprungs vom Schachspiel? Was aber war das Problem? Im heutigen Rätsel der Sphinx bekam es jedenfalls Weiß mit einer anderen Schwierigkeit zu tun, denn sein letzter Zug 1.Td1-b1 erlaubte es Schwarz, die Sache kombinatorisch anzugehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03213: Regulativ des Vergessens (SB)

Krasenkow - Short
Groningen 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kramnik, der sich Karpows Lorbeeren aufsetzen wollte, mußte statt dessen eine Krone aus Dornen tragen: 16.Te1xe7! Kf8xe7 17.Dc3-b4+ Ke7- d8 18.Db4xb7 Ta8-c8 19.Lf4-g5+ f7-f6 20.Db7xg7 f6xg5 - der schwarze Turm durfte sich wegen der Drohung 21.Lg5xf6+ nicht retten - 21.Dg7xh8+ Kd8-c7 22.Dh8-e5+ Dd5xe5 23.d4xe5 h7-h6 24.Ta1-e1 Tc8-e8 25.h2-h4 g5xh4 26.Sf3xh4 Lg6-f7 27.Sh4-f5 und Schwarz gab auf, da 27...Lf7xa2 28.Te1-a1 nebst 29.Ta1xe7 nicht bekömmlich war und ansonsten der Vormarsch der weißen Freibauern problemlos entscheidet.


Erstveröffentlichung am 29. Oktober 1999

23. August 2010