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SCHACH-SPHINX/04193: Selbstaushöhlung der ungarischen Meisterin (SB)


Bei Judit Polgar, die nach wie vor dem Traume nachhängt, irgendwann einmal den Männerthron zu besetzen, macht sich inzwischen eine Art von Ernüchterung breit. In ihrem jahrelangen Feldzug gegen die Elite des männlichen Schachs waren ihr zwar einige sehenswerte Siege gelungen. So waren bereits Anatoli Karpow und Viswanathan Anand ihren kombinatorischen Krallen zum Opfer gefallen. Indes zog sie bislang gegen den Kronprinzen Wladimir Kramnik stets den kürzeren. An Garry Kasparow mag die junge Dame aus Ungarn gar nicht erst denken. Dieser bescheinigte ihr zuletzt, daß sie jederzeit eine gefährliche Gegnerin sei, manchmal jedoch auch für sich selbst der größte Hemmschuh. Ihr Angriffsstil ist voll von kombinationsträchtigen Finessen, die ihr zuweilen freilich über den Kopf wachsen. Statt ihren Kontrahenten zu fangen, wird sie dann selbst zur Beute ihrer Stricke. Wie gesagt, gegen Kramnik war all ihre Raffinesse bisher vergebens gewesen, und auch im heutigen Rätsel der Sphinx erwies sich der Russe ihr gegenüber als uneinnehmbare Festung. Nun, Wanderer, Kramnik war mit den schwarzen Steinen am Zuge.



SCHACH-SPHINX/04193: Selbstaushöhlung der ungarischen Meisterin (SB)

J. Polgar - Kramnik
Wijk aan Zee 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Short machte es in der Tat kurz und spielte 1.Tb7xf7!!, worauf sein Kontrahent Beljawski sofort kapitulierte, denn nach 1...Kg8xf7 2.Se3xf5 Kf7-f6 3.Lb3xe6 Ta8-e8 4.Sf5-d4 Lf8-c5 5.Kg1-f1 Lc5xd4 6.c3xd4 Te8xe6 7.Te1xe6+ Kf6xe6 8.Kf1-e2 war das Endspiel für ihn hoffnungslos.


Erstveröffentlichung am 10. September 2000

08. November 2011