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SCHACH-SPHINX/04381: Makellosigkeit fehlender Mimik (SB)


Am Brett kann man die zahlreichen Nöte und nagenden Sorgen der Schachmeister sehr gut beobachten. Die Stirn gekräuselt, den Kopf oft schwer in die Hände gestützt und die Blicke starr auf die Figuren gerichtet, so brüten sie sich ihre Züge zurecht. Andere, die diese Tortur im Sitzen nicht ertragen können, erheben sich und lassen ihre Gedanken beim Fußmarsch durch die Turnierhalle zirkulieren. Eine besondere Art meditativer Selbstversenkung erfand der niederländische Senior Schneiders beim 32. Internationalen Imperia-Turnier in Italien. Mit gekreuzten Beinen auf dem Stuhl sitzend irritierte er seine Gegner durch die Makellosigkeit fehlender Mimik. Kein Blinzeln der Lider, kein nervöses Zucken der Mundwinkel, Schneiders behielt seine Selbstbeherrschung alle Partien hinweg bei. Daß er in dieser Stille der Bewegung unglaubliche Züge fand, beweist das heutige Rätsel der Sphinx, wo er seinem italienischen Kontrahenten Malfagia den wahren Wortsinn der Ben-Oni-Verteidigung - 'Sohn meines Kummers' - lehrte. Malfagia hatte zuletzt 1...Sd7-e5 gespielt und war glücklich darüber, daß er eine Figur gewann. Der Kummer sollte ihn freilich bald schon einholen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04381: Makellosigkeit fehlender Mimik (SB)

Schneiders - Malfagia
Imperia 1990

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Urteil war gesprochen, der Henker erfüllte den Spruch: 1.Sd6-f5+! Kh6-h5 - oder 1...g6xf5 2.Df7xf6+ Kh6-h5 3.Df6xf5+ und Matt in Kürze - 2.Df7xh7+! Sf6xh7 3.g2-g4#


Erstveröffentlichung am 05. November 2000

15.‍ ‍Mai 2012