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SCHACH-SPHINX/04388: Wanderer in zwei Welten (SB)


Musik, Perfektion in Noten, und Schach haben vieles gemeinsam. Daß es einige der berühmtesten Meister der Geschichte in den sphärischen Klangwelten ebenfalls zu großer Könnerschaft brachten, ist ein beredtes Zeugnis der tiefen Seelenverwandtschaft beider Künste. Beide zielen sich äußerste Harmonie im Grunde verschiedener Elemente. Akustische Resonanzkörper im Wohlklang miteinander zu vereinen, mag für den Musiker ein ebensolcher Anreiz, ja ein unergründliches Bedürfnis sein, wie es für den Schachspieler zur Leidenschaft werden kann, das Kräftespiel der Figuren zur Signatur eines einzigartigen Geschicks zu vollenden und zuletzt doch zu erkennen, daß die Kunst Einblicke schenkt, ihr ganzes Profil jedoch hinter dichten Schleiern verborgen hält. Mark Taimanow hatte von beiden Sphären gekostet, besuchte als Siebenjähriger die Leningrader Musikhochschule, erhielt dann als Zehnjähriger die Goldmedaille beim Pariser Filmfestival 1937 für seine Hauptrolle im "Beethoven-Konzert" und stieg schließlich bis nahe an den Göttersitz des Schachspiels hinauf. Nie herrschte Zwietracht in seiner Seele. Beide Künste liebte und vergötterte er und schuf in seinen Partien goldene Tempel der Verehrung wie im heutigen Rätsel der Sphinx, als er im Leningrader Turnier von 1977 den Weltmeister Anatoli Karpow aufs unentrinnbarste schlug. Man muß mit Höherem ringen, Wanderer, um die Siegeskombination nach Karpows letztem Fehlzug 1.b5-b6? zu finden!



SCHACH-SPHINX/04388: Wanderer in zwei Welten (SB)

Karpow - Taimanow
Leningrad 1977

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Auf dem Brett fand sich Wolfgang Uhlmann fast immer zurecht, egal, was die Uhr geschlagen hatte. Mit 1...e5-e4! 2.Df3xe4 Lg7xc3 gewann der DDR-Meister eine Figur, die er nach 3.g3-g4 Dd8-h4 4.De4-d5+ Kg8-h8 5.g4xf5 zurückgab und sich dafür am weißen König schadlos hielt: 5...Tf8xf5 6.Dd5xb7 Ta8-f8 7.f2-f3 Lc3-e5 8.Tb1-b2 Sh5-f4 - was ging ihm der Qualitätsgewinn an - 9.Tb2-c2 Dh4-h3!, wenn er dank der Drohung Tf5-g5+ die ganze Partie eroberte.


Erstveröffentlichung am 07. November 2000

22. Mai 2012