Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04430: Begegnung mit der Furcht (SB)


Der salopp auftretende, sich betont leger gebende englische Großmeister Tony Miles sorgte mit seinem Verhalten schon immer für reichlich Pressestoff. Nicht nur sein unkonventioneller Stil erregte die Gemüter, auch das offene Bekennen seiner rein monetären Interessen scheuchte den Schöngeist der edlen Schachwelt auf. So hatte er seine Teilnahme am Zonenturnier 1982 in Spanien mit der schockierenden Bemerkung verweigert, daß es dort weder Geldpreise zu gewinnen gab noch Taschengelder ausgegeben wurden. Zumindest in einem Punkt sollte er recht behalten: "Weltmeister kann ich sowieso nicht werden." Aber nicht immer waren es finanzielle Kalküle, die ihn trieben. Wenn es um die Vaterlandsehre ging, eilte er auch mit einem Notgroschen in der Tasche zu den Figuren, wie beispielsweise auf der Schacholympiade in Luzern 1982. Trotzdem verspürte er ein Unwohlsein im Magen. Nicht, weil er in Luzern keinen Reichtum erwerben konnte, sondern weil in der amerikanischen Mannschaft sein alter Angstgegner Walter Browne - "Es ist extrem beunruhigend für mich, gegen ihn spielen zu müssen!" - auf ihn wartete. Browne, von dem permanent Wellen der Nervosität auszugehen scheinen, hatte Miles einige herbe Wunden und Niederlagen beigefügt. Miles saß am ersten Brett der Engländer und traf in der fünften Runde auf Browne. Natürlich lief die Partie, Miles mit Weiß am Zuge, auf ein unkonventionelles Sizilianisch hinaus. Doch dann im 16. Zug unterlief dem Amerikaner ein böser Schnitzer, und Miles, der seine Chance sofort witterte, sandte einen Stoßseufzer zum Himmel. Endlich konnte er den Bann ein für allemal abschütteln. Also, Wanderer, Brownes letzter linkischer Zug im heutigen Rätsel der Sphinx lautete 1...Dd8-c7?? mit Selbstversenkung?



SCHACH-SPHINX/04430: Begegnung mit der Furcht (SB)

Miles - Browne
Luzern 1982

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die Ruhe vor dem Sturm war unheimlich. Erste Wolken waren schon zu sehen, und als der grelle Blitz mit 1.Tf1xf7! in die schwarze Stellung einschlug, war es auch mit der Selbstsicherheit des Nachziehenden vorbei. Nach 1...Kg8xf7 traf ihn der zweite Blitz mit 2.Sd4xe6! und damit der Keulenschlag der Niederlage: 2...Kf7xe6 3.Dd2-d5+ Ke6-f6 4.Ta1-f1+ Kf6-g6 5.Dd5-e6+ Le7-f6 - 5...Sd7-f6 6.Le2-h5+! Kg6xh5 7.De6- f5+ - 6.Le2-h5+! Kg6xh5 7.De6-f5+ g7-g5 8.Df5xh7+ Kh5-g4 9.Dh7-h3#


Erstveröffentlichung am 21. November 2000

03. Juli 2012