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SCHACH-SPHINX/04602: Komplexes Kräftegewirr (SB)


Unter allen Eigenschaften, über die ein Schachspieler verfügen sollte, ist die edelste der Mut, der selbst im Angesicht der Verzweiflung und einer schieren Ausweglosigkeit die Stirn nicht senkt, weil ein möglicher Rettungsweg irgendwo in der Stellung verborgen sein könnte. In der Komplexität der Kräfte lassen sich schnurgerade Gewinnpfade selten aufzeigen. Meist hat die gewinnträchtige Partei noch etliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, ehe eine Stellung klar gewonnen ist. Bis dahin darf sie sich allerdings keine Ungenauigkeiten erlauben. Große Verteidigungskünstler wie beispielsweise Anatoli Karpow zeichen sich gerade darin aus, daß sie in unverbesserlicher Hartnäckigkeit selbst unbrauchbar scheinende Mittel und Nuancen zu einer "Remisfalle" umbasteln. Wie bedauerlich es sein kann, wenn ein Spieler entmutigt die Flinte ins Korn wirft, beweist das heutige Rätsel der Sphinx, wo Meister Krabbé, von allen guten Geistern verlassen, nunmehr 1...Lc6-d7? spielte, aber nach 2.Lh3-f5! aufgeben mußte. Fehlender Mut hatte ihn besiegt, nicht die Überlegenheit der weißen Stellung. Mehr noch: Er hatte sich selbst um sein Glück gebracht. Also, Wanderer, der du mutig und wachsam alle Wege abschreitet, wie hätte Meister Krabbé in der Diagrammstellung sogar gewinnen können?



SCHACH-SPHINX/04602: Komplexes Kräftegewirr (SB)

Langeweg - Krabbé
Zieriksee 1967

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Beljawski hatte nach 1...Le2xf3! 2.Se5xf3? in arger Zeitnot den zur Niederlage führenden Figurenverlust 2...Se6-c7! 3.Sf3-e5 Tc2xb2 übersehen. Bis zum Überschreiten der Bedenkzeit wehrte er sich noch verzweifelt: 4.Tc1-c6 Lb4-d2 5.De3-f3 Te8-e6 6.g4-g5 Sf6-e4 7.Tg1-f1 Te6xc6 8.Se5xc6 Dc8-e8 9.Sc6-e5 Sc7-e6 10.Df3-g4 Se6xd4 und das Spiel war aus.


Erstveröffentlichung am 16. Januar 2001

23. Dezember 2012





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