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SCHACH-SPHINX/04651: Aus Rubinsteins Ruhmeshalle (SB)


Am 12. Dezember 1882 wurde in Stawisk Akiba Rubinstein geboren, ein Meister der 64 Felder, dem die Schachkunst nicht nur wertvolle Systeme und Neuerungen in der Eröffnungstheorie verdankt, sondern auch die Hinterlassenschaft vieler bis heute im Glanz noch aufschimmernder Partien. Rubinsteins Stil war positionell schwer auszuloten. Es war, als ob er sich von einer tieferen Stimme als der einer weltkonformen Übereinkunft leiten ließ. In der Anlage solide, fast schwerblütig, konnte er dann am höchsten Akkumulationspunkt der Partie mit tiefschürfenden Kombinationen aufwarten, die seinen Ruf als gewiefter Schlachtenlenker begründeten. Vor dem Ersten Weltkrieg galt er neben dem damaligen Weltmeister Emanuel Lasker als stärkster Spieler der Welt, was auch durch eine Anzahl hochkarätiger Turniererfolge gestützt wurde: 1907 in Karlsbad und Ostende, 1909 in St. Petersburg punktgleich mit Lasker, 1912 in San Sebastian und Pistyan. Nach dem Krieg fiel Rubinstein unterdessen in eine schwere seelische Krise, die 1932 dazu führte, daß er sich völlig vom Turnierleben zurückzog und 1961 in Antwerpen, vereinsamt, fast vergessen, in einem Altersheim verstarb. Das heutige Rätsel der Sphinx erinnert an die glorreichen Tage des polnischen Meisters. In Lodz 1908 bezwang er mit den schwarzen Steinen den Amerikaner Frank James Marshall. Mit einem gewissen Opferwagnis hatte Rubinstein zuletzt 1...Tf8xf3!? gespielt. Bei bester Verteidigung durch 2.Kg2xf3 Tc8-f8+ 3.Kf3-g2 Dg6-e4+ 4.Kg2- g1 De4xg4+ 5.Se2-g3 Tf8-f3 6.a2-a3! h7-h5 7.Th1xh5 hätte Rubinstein sich noch einiges einfallen lassen müssen, doch Marshall kam ihm ein wenig mit 2.Db7xc8? entgegen. Also, Wanderer, wie ging die weiße Stellung nach dem verfehlten Damenzug unter?



SCHACH-SPHINX/04651: Aus Rubinsteins Ruhmeshalle (SB)

Marshall - Rubinstein
Lodz 1908

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der cäsargleiche Morphy fand nach 1...Le7-d6 eine brillant zum Matt führende Kombination: 2.Th3xh6+! Kh7xh6 3.Td1-d3 Kh6-h5 - 3...Dc8xd7 4.Td3-h3# - 4.Dd7-f7+ und hier gab sein Kontrahent Blaucher zwei Züge vor dem Matt auf: 4...g7-g6 5.Df7-h7+ Kh5-g4 6.h2-h3#


Erstveröffentlichung am 01. Februar 2001

10. Februar 2013





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