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SCHACH-SPHINX/04854: Nichts geht ohne Kaviar (SB)


Der FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow ist nicht nur immer adrett angezogen, auch seine Partien pflegt er nach solidem Zuschnitt zu spielen. Sein bescheidenes Eröffnungsrepertoire und die Wahl zumeist ruhiger Varianten läßt opferreiche Partien zwar nicht häufig zu. Dafür leistet er sich freilich auch weniger Patzer als seine wagemutigen Großmeisterkollegen. Hin und wieder allerdings, wie beispielsweise im heutigen Rätsel der Sphinx vom 9. Januar 1988 aus dem traditionellen Hoogoven-Turnier in Wijk aan Zee, fällt er die Treppe dann doch bis zur letzten Stufe herunter. Sein Kontrahent, der jugoslawische Meister Nikolic, war wahrscheinlich genauso verdutzt wie die Kommentatoren und Zuschauer. Von einem weltmeisterlichen Auftreten in Wijk aan Zee war nicht viel zu sehen gewesen. Außer einigen dubiosen Zügen griff Karpow zweimal grob daneben. Sein Verteidigungstalent schlief, sein schier unverwüstliches Gespür für verborgene Rettungswege war abwesend, und das ausgerechnet bei einem Weltklasseturnier. Die gemeine Denker greift in solch unpäßlichen Augenblicken gern auf die Ausrede zurück, das Essen wäre ihm auf den Magen und ebendarum auch auf den Kopf geschlagen. Vielleicht war es bei Karpow nicht das Essen, das er genoß, sondern eben nicht genießen konnte, daß sein Spiel fahl und ideenlos war. Seine Lieblingsspeise Kaviar war ihm nämlich in Holland ausgegangen. Also, Wanderer, Karpow hatte zuletzt aus Mangel an guter leiblicher Versorgung 1.Se2-f4? gespielt und damit alles verpatzt, was man verpatzen konnte.



SCHACH-SPHINX/04854: Nichts geht ohne Kaviar (SB)

Karpow - Nikolic
Wijk aan Zee 1988

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Metz war sprachlos, entsetzt, konnte es nicht fassen, als ihm gezeigt wurde, daß der elementare Endspielzug 1.c2-c4! die Partie gewonnen hätte. Der schwarze Freibauer wäre auch dann noch durch den weißen König zu stoppen gewesen.


Erstveröffentlichung am 09. April 2001

01. September 2013





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