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SCHACH-SPHINX/04886: Und kommt nie wieder (SB)


Als junger Schachrecke wünscht man sich natürlich, einmal gegen den Weltmeister spielen zu dürfen, nicht simultan, nein, Mann gegen Mann zu zweit am Brett. Für gewöhnlich bekommt man eine solche Chance im Leben nicht. Die Großmeister bleiben eben unter sich. Da ist man schon froh, wenn der Traum ersatzweise in Erfüllung geht und man gegen einen Ex-Weltmeister die Klingen kreuzen kann. Auch so pocht das Herz bis zum Hals hoch und die Finger schwitzen vor Aufregung. Für Klaus-Dieter Schulz kam der große Augenblick auf dem Lugano-Open im März 1982. Vor ihm, gleich in der ersten Runde, saß der Russe Boris Spasski, der seinen Vorgänger Tigran Petrosjan enthront hatte und dann selbst vom Amerikaner Bobby Fischer zum "Ex-" abgestempelt wurde. Für Schulz war es die erste Begegnung dieser Art. Bis dahin hatte er nicht mehr vorweisen können als den Titel des Rheinlandmeisters. Aber immerhin, seine Gedanken waren geschärft und die Motivation lief auf Hochtouren. Als die Partie dann auch noch in die Pirc-Verteidigung einmündete, wuchs seine Hoffnung. Gegen Pirc hatte er viele Erfolge verzeichnen können. Und in der Tat, gegen Spasski bekam der junge Schachhusar schließlich sogar eine aussichtsreiche Stellung. Am heißesten Punkt der Konfrontation allerdings versagten ihm die Nerven. Mit 35...a6-a5? hatte Spasski einen groben Fehler begangen, der bei richtiger Erwiderung zu einem für ihn verlorenen Endspiel geführt hätte. Schulz spielte jedoch 36.Ta3-b3? und verlor vier Züge später die Partie. "Am liebsten wäre ich in den Erdboden versunken!" erklärte er später. Da war es aber schon zu spät für Reue und Scham. Nun, Wanderer, mit welcher Entgegnung hätte Schulz im heutigen Rätsel der Sphinx einen Ex- Weltmeister fällen können?



SCHACH-SPHINX/04886: Und kommt nie wieder (SB)

Schulz - Spasski
Lugano 1982

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Etappe 1: Abtausch der Springer, also zog Herr Widenmann 1.Se5xf7 Le8xf7 2.Lf4-e5 Le7-f6 3.Kg1-h2 - mit der Drohung 4.f2-f3 Lf6xe5 5.d4xe5 Se4-g5 6.h3-h4 und Figurenfang - 3...Lf6-e7 4.e2-e3 Se4-f6 5.b2-b4 g7-g5 - planmäßige Aktivität am Damenflügel und der erwartete gegnerische Königsflügelsturm - 6.a2-a4 Sf6-d7 7.f2-f4 g5-g4 8.b4-b5 g4xh3 9.Lg2xh3 Lf7-g6 10.Tf1-b1 Sd7-f6 11.b5xc6 b7xc6 - Öffnen des Damenflügels - 12.Tb1-b7 - Eindringen der Türme - 12...Sf6-g4+ 13.Lh3xg4 - Abtausch des schlechten weißen Läufers gegen einen Springer - 13...f5xg4 14.Dc2-d1 Lg6-f5 15.Ta1-a2 Dd8-e8 16.Kh2-g1 Le7- f6 17.Ta2-b2 De8-g6 18.Le5xf6 Tf8xf6 19.Sd3-e5 Dg6-h5 20.Tb2-h2 - Abwehr des gegnerischen Angriffs mit geringen Mitteln - 20...Dh5-e8 21.a4-a5 h7-h5 22.Dd1-a4 Lf5-g6 23.Da4xc6 - der Durchbruch am Damenflügel - 23...De8-d8 24.Th2-b2 Dd8xa5 25.Dc6-d7 und Schwarz gab auf, da der weiße Angriff, über den Damenflügel kommend, unabwendbare Stärke erlangt hatte. Ein feines Uhrwerk an Folgerichtigkeit!


Erstveröffentlichung am 19. April 2001

03. Oktober 2013





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