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SCHACH-SPHINX/05000: Risse in der Harmonie (SB)


Im Vergleich und Gleichnis steckt immer ein wunder Punkt, und obgleich innerhalb der Menschheitsgeschichte kaum etwas anderes getan wurde, als zu vergleichen, zu unterscheiden, in Allegorien zu lehren und den Sinn des Lebens als Metapher aufzufassen für ein entfremdetes Dasein, stolpert man selten über den inneren Widerspruch dieser Herangehensweisen. Die Moral ist eines ihrer schlimmsten Ziehkinder, weil sie das menschliche Geschlecht in zwei Arten von Charakteren aufspaltet. Im Vergleich zweier Dinge, Wesen, Begriffe muß das Eigentümliche notgedrungen geopfert werden, um verfügbar gemacht zu werden für höhere Instanzen und interessengeleitete Weltanschauungen. Man mag einwenden, ein Apfel sei eben keine Birne, und daß beide unterscheidbar wären in Form, Geschmack und Aussehen. Das leuchtet auf den ersten und zweiten Blick ein, indes, was fängt man damit an? Eine Birne schmeckt eben wie eine Birne, ist süß, saftig und erfrischend. Ein Apfel ist dies nicht minder. Nun könnte natürlich ein Apfelliebhaber erwidern, Birnenesser seien Menschen mit schlechten Manieren, weil Birnen den Charakter verderben würden. Womit er nichts anderes behauptet, als daß er der bessere, ethisch höhere Mensch sei. Das Blutvergießen fand in solchen Kriterien immer schon seine Begründung. Man erinnere sich nur an die Hinschlachtungen gewisser Indianerstämme, denen in Verkennung ihrer Riten und Gebräuche einfach unterstellt wurde, sie seien Kannibalen. Natürlich mußten sie auf Grund dieser Verurteilung allesamt ausgerottet werden. So läßt sich nur hoffen, daß mit dem Vergleich von Ralph Boller nicht ein ebenso schrecklicher Irrtum Hirn und Gemüt der Menschen vergiftet. Boller sagte nämlich: "Philosophen sind Leute, für die alles ein Problem ist. Schachspieler sind Leute, für die ein Problem alles ist." Weiß und schwarz sind die Farben der Schachfiguren - mehr nicht! Man erlaube sich daher keine Vorverurteilung, auch wenn Meister Kummer - mit den weißen Steinen - den Sieg im heutigen Rätsel der Sphinx davontrug. Also, Wanderer, der du besonnen genug bist, dem Vergleich nicht auf den Leim zu gehen: Wie gelang ihm die siegbringende Kombination?



SCHACH-SPHINX/05000: Risse in der Harmonie (SB)

Kummer - Stöckigt
Fernpartie 1981

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die Feuerlinie des schwarzen Läufers auf d4 verhalf Meister Wetstein zu einem grandiosen Sieg, denn nach 1...Th5xh4! konnte sein Kontrahent Owtschinnikow bereits aufgeben. Der Turm war wegen der Abzugsgefahr unantastbar: 2.Th1xh4 Da3xa2+!! 3.Dc2xa2 c3-c2+ 4.Td1xd4 c2-c1D# Zog der weiße Königsturm jedoch weg, so kam das Ende durch 2.Th1-f1 Th4- h2! 3.Dc2xh2 c3-c2+ 4.Td1xd4 c2-c1D+ 5.Tf1xc1 Da3xc1#


Erstveröffentlichung am 27. Mai 2001

25. Januar 2014





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