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SCHACH-SPHINX/05014: Nichts für Tanzbeine (SB)


Auf der Bühne taucht das Thema Schach nur sporadisch auf, und wenn, dann sind es meist unbekannte Stücke, kaum einer Notiz in der großen Welt der Presse wert. So gibt es zwar in Boris Godunows Oper "Eugen Onegin" eine kleine Schachszene, doch die geht so nebensächlich in der großen Flut der Ereignisse unter, daß sie gut und gerne auch hätte fehlen können. Einen ersten Meilenstein bedeutete dagegen das Ballett "Checkmate", das 1937 uraufgeführt wurde. Aber erst Jahrzehnte später, als das Musical "Chess" von Tom Rice ins kulturelle Rampenlicht trat, hatte das Schach seinen ersten großen Einstieg in die Musikbranche. Das Lied "One Night in Bangkok" aus dem Musical eroberte über Wochen die ersten Plätze in den weltweiten Hitlisten und sorgte so für einen verspäteten Nachruhm - Schach als Melodram. Angelehnt ist das Musical an das an Aufsehen nicht arme Leben des in der Schweiz lebenden russischen Exilanten Viktor Kortschnoj. Seitdem schweigen die Komponisten wieder. Das musikalische Thema Schach hatte einen kurzen Frühling gehabt. Nun brach wieder ein langer Herbst und ein noch längerer Winterschlaf an. Ist Schach für die leichte Muse zu schwer? Es hat fast den Anschein, daß stirnrunzelnde Charakterköpfe eher in ein Drama hineinpassen als in ein schwungvolles Musikstückchen. Ein schweres Kaliber und nichts für leichte Noten und Tanzbeine ist auch das heutige Rätsel der Sphinx aus der Partie zwischen Muschkin und Wetstein. Als Nachziehender hatte Wetstein zuletzt 1...Ta3-h3! gespielt, verbunden mit der fürchterlichen Drohung 2...Th3xh2+! So blieb Weiß im Grunde genommen bloß der Abwehrzug 2.Tb1-b3. Du ahnst es schon, Wanderer, unzulänglich zur Rettung war dieser Zug, wiewohl jeder andere auch. Wie konnte Meister Wetstein nun einen unparierbaren Angriff inszenieren?



SCHACH-SPHINX/05014: Nichts für Tanzbeine (SB)

Muschkin - Wetstein
Magnitogorsk 1980

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Kapengut erhoffte sich nach 1.Lc1-h6! sogar inständig das Damenschach 1...Dc7-b6+, weil darauf nämlich 2.Td1-d4!! gefolgt wäre. Auf 2...e5xd4 gewänne dann 3.Dh8xf8+ Ke8-d7 4.Sf3-e5+ Kd7-c7 5.Ta1-c1+ Kc7-b7 6.Df8xf7+ nebst 7.Se5xg4. Problemlos gewonnen hätte auch 2...Db6xh6 3.Dh8xe5+ Lf8-e7 4.Td4xe4. Also spielte sein Kontrahent Petruschin 1...Ke8-e7, mußte sich jedoch nach 2.Lh6-g5+ Ke7-e8 3.Ta1- c1 Dc7-b8 4.Tc1-c5 geschlagen geben. Der weiße Angriff tötete der schwarzen Stellung völlig den Nerv.


Erstveröffentlichung am 31. Mai 2001

08. Februar 2014





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