Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/05035: Der Türke aus Wien (SB)


Als der Hofrat von Maria Theresia, Baron Wolfgang von Kempelen, im Jahre 1769 in Wien einen Automaten baute, der mit jedem beliebigen Gegner eine Partie Schach spielen konnte, so, als besäße die die Maschine in Gang setzende Mechanik in der Tat die Eigenschaft selbständigen Denkens, ahnte noch niemand, daß der 'Türke' - denn der Automat war in der Gestalt eines Türken mit übereinander gekreuzten Beinen nachgebildet worden - quer durch Europa reisend bis nach Südamerika pilgern und ein Erstaunen nach dem anderen erregen sollte. Insbesondere der gebildete Stand pendelte zwischen zwei Erklärungen hin und her. Die Skeptiker machten sich natürlich daran, den Trick zu ergründen, fahndeten danach, wo sich im Bauch der Maschine der Filou versteckte, der von innen heraus die Mechanik antrieb. Hingegen fanden sich selbst unter den illustren Kathederköpfen nicht wenige, die mit aller Ernsthaftigkeit darauf drangen, hier eine künstliche Intelligenz am Werke zu sehen. Scheinbar hatten sie kein Problem, ihre mechanistische Weltanschauung nahtlos auf einen denkenden Apparat zu übertragen. Die meisten Gelehrten allerdings vermuteten zu Recht, daß ein in der Maschine verborgener Knabe oder ein kleiner Mensch die Züge über eine feindurchdachte Mechanik ausführte. Eingang gefunden in die deutsche Sprache hat daraus der Begriff "getürkt". Zumal in der Soldaten- und Theatersprache wird er als abgeschwächte Form für 'fingieren' oder 'fälschen' verwendet. Aber auch im Journalismus taucht er auf, um auf manipulierte, eben "getürkte" Nachrichten hinzuweisen. Zu "türken" brauchte unser Schachfreund Murei im heutigen Rätsel der Sphinx nicht, denn seine Stellung mit den weißen Steinen bot auch so genügend Sprengstoff, um die schwarze Rochadestellung aufzureißen. Hast du den Funken dazu, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05035: Der Türke aus Wien (SB)

Murei - Mamatow
Fernpartie 1978

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Abrahams hatte keine Schwierigkeit, die Folge von notwendigen Zügen bis zum Matt auszurechnen, schließlich stand der weiße König wie zum Abschuß bereit auf f1, und so öffnete er mit dem Damenopfer 1...Df6xf3!! die Einflugschneisen zum Sieg: 2.g2xf3 Lc8-h3+ 3.Kf1-g1 Sc6xd4 4.Db3-d1 Te8-e1+! 5.Dd1xe1 Sd4xf3#


Erstveröffentlichung am 06. Juni 2001

01. März 2014





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang