Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05384: Beitrag der Poeten und Literaten (SB)


Der Beitrag der Poeten und Literaten an der Verbreitung des neuen Schachspiels wird viel zu wenig gewürdigt. In einer Zeit ohne Fernsehen und Presse war es gerade die schreibende Gilde, die mit Wort und Tat als Sprachrohr der Veränderungen in Erscheinung trat. Die größte Feder unter dem Schreibervolk schwang der 1490 in Cremona geborene und 1566 als Bischof von Alba verstorbene Hieronymus Vida. Schon als junger Mann war er nach Rom gekommen und hatte dort die Protektion der medeceïschen Päpste Leo X. (1513-21) und Clemens VII. (1523-34) wegen seines Talents in lateinischer Poesie erfahren. Auf die Nachwelt gekommen ist von ihm ein Schachgedicht von etwa 700 klassisch zu nennenden Hexametern. Dank der päpstlichen Rückendeckung feierten seine Verse einen bis dahin ungekannten Siegeszug quer durch ganz Europa. Auch das Wiedererwachen des Schachgedankens in Deutschland muß auf seine Werke zurückgeführt werden. Vida rückte in diesem Gedicht den Ursprung des Schachspiels in die antike Götterwelt, was als Kunstgriff gewertet werden muß, denn ihm war als Gebildeten sicherlich geläufig, daß die Wiege des Königlichen Spiels in Indien stand. Witzigerweise finden wir in der Ausgabe seines Werkes aus dem Jahre 1527 den am Schluß an den Leser gerichteten Vermerk: "Wer Du auch seist, Vida bittet Dich, Du möchtest es ihm nicht als Gottlosigkeit auslegen, wenn er als Christ doch Einiges aus dem Aberglauben der Alten in seine Verse herübergenommen hat." Recht kläglich gescheitert war hingegen der holländische Meister Jan Timman bei einer Simultanvorstellung im Städtchen Rosmalen, wo er mit der Abtauschvariante der Spanischen Partie einen regelrechten Eröffnungsbock schoß. In der Diagrammstellung hatte er zuletzt 12.Dd1xg4? gezogen, einen Zug später diesen jedoch innerlich verflucht. Sein laienhafter Gegner Zuidema fand auch prompt die Widerlegung. Du siehst, Wanderer, auch ein Großer kann im heutigen Rätsel der Sphinx zum Zwerg degradiert werden!



SCHACH-SPHINX/05384: Beitrag der Poeten und Literaten (SB)

Timman - Zuidema
Rosmalen 1976

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Carl Ahues hatte einen Gedanken weitergedacht, deshalb kam er seinem Kontrahenten Nedelsky mit dem Mattsetzen auch zuvor. Ahues opferte also mit 1...Dd2xc2+!! seine Dame und setzte Matt mit 2.Tc1xc2 Tc6-b6+ 3.Kb1-a2 - 3.Kb1-a1 Se3xc2+ 4.Ka1-a2 Tb6-b2# - 3...Tb6-b2+! 4.Tc2xb2 Tg2xb2+ 5.Ka2xa3 Se3-c4+ 6.Ka3-a4 b7-b5#


Erstveröffentlichung am 09. März 2002

13. Februar 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang