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SCHACH-SPHINX/05584: Voll und ganz ein olympischer Riese (SB)


Tigran Petrosjan, neunter Weltmeister in der Geschichte der Schachkunst, saß von 1963 und 1969 auf dem Thron. Zu Recht zählte er zu den unangenehmsten Gegnern, die man seinem Feind nur wünschen konnte. Sein Stil glänzte vor Originalität und sprühte zugleich über vor unnachahmlich hoher Perfektion im Erkennen der feinsten Nuancen in einer Schachstellung. Er selbst führte sein Können auf das Studium der Ideen des Rigaer Meisters Aaron Nimzowitsch zurück. Als Jugendlicher habe er brütend und grübelnd über den Partien dieses exzentrischen Meisters gesessen und sie nach ihrem verschlungenen Gedankengut hin untersucht. Mit Erfolg, wie sich später zeigte. Michail Botwinnik, der mit ihm viele Male die Klingen kreuzte, charakterisierte Petrosjans Schachkunst folgendermaßen: "Der Stil von Petrosjan, der auf einem originellen und feinen Verständnis der Stellung basiert, hat den praktischen Vorteil, daß er im gleichen Maße mit der Vergrößerung seiner Erfahrung für seine Gegner immer gefährlicher wird, indem seine Überlegenheit im Hinblick auf das Verständnis der Stellung zunehmend kein zufälliger, sondern ein ständiger Faktor seiner Stärke wird." Wie schwer es war, gegen Petrosjan einen Sieg zu erringen, verdeutlicht die Statistik seiner Partien aus den Schacholympiaden. Neunmal vertrat er die Farben der Sowjetunion und spielte insgesamt 120 Partien, aber nur ein einziges Mal, nämlich 1972, verlor er nach härtestem Ringen, und zwar gegen den deutschen Großmeister Robert Hübner. Wie schwer Petrosjan beizukommen war und wie wundervoll er Kombinationen aus scheinbar ruhigen Stellungen hervorzaubern konnte, bewies er beispielsweise beim Großmeisterturnier in Bled, wo er mit den weißen Steinen seinem Kontrahenten Pachman den wohl größten Schrecken seines Lebens bereitete. Ein kleiner Wink für dich Wanderer, um das heutige Rätsel der Sphinx besser zu knacken: Man gebe auf einen König nicht viel, der wie die Pharaonen am Nil sich selbst zur Sonne macht, aber von Dunkelheit nichts versteht!



SCHACH-SPHINX/05584: Voll und ganz ein olympischer Riese (SB)

Petrosjan - Pachman
Bled 1959

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Stellung war komplex bis undurchsichtig, das ist wahr, aber dennoch hätte Meister Bronstein statt der remisforcierenden Fortsetzung 1...b7-b5? 2.Dc4-d4! Td5xd4 3.Lb3xf7 die qualitätgewinnende Zugfolge 1...Td5-d1+! 2.Th1xd1 Df7xc4 3.Lb3xc4 Lf3xd1 4.Kc1xd1 Te8-e4! wählen sollen. Es hätte zum Sieg gereicht.


Erstveröffentlichung am 21. September 2002

01. September 2015


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