Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05756: Loch an Loch schafft die Lücke (SB)


Dreigeteilt sind Kopf und Partie. Zu Beginn schwört der Kopf auf den Schönwuchs aller Eröffnungen, im Mittelspiel läßt er sich von seinen Gefühlen verwirren, aber in der Überschaubarkeit des Endspiels kehrt er wieder zu seinen klaren Gedanken zurück. Der Mensch ist es gewohnt, nicht aber weil es ihm zum Wohle gereichen würde, sein Tun und Lassen, also sein Denken, in Abschnitte zu untergliedern. So scheint er das Geschehen für sich selbst transparent und greifbar gemacht zu haben. Jeder Übergang ist jedoch auch ein Loch, und was alles hineinfällt, nicht herüberkommt, nun, das Vergessen ist ein sanftes Kissen - für den Kopf gedacht. Sind Kissen für das Denken da? Loch an Loch schafft die Lücke - hat man darüber je nachgedacht? So ist das Teil immer nur Aspekt, der Zusammenhang erdichtet; wie sollte es auch anders sein! Ein Zug besteht aus zwei Gedanken, den eigenen und den erwarteten des Gegners. Diesen spannungsgeladenen Zustand, der immer nur unterstellt, es gäbe einen eigenen Gedanken, losgelöst aus der Fessel des Gegensätzlichen, nennt man im Schach eine Partie. Und man hat die Sprache recht gewählt, denn der Part ist das Wesen aller Dinge. Ob Rudolf Spielmann diese Tragik und Tautologie aus der Welt schwindeln wollte, als er schrieb: "In der Eröffnung sollte ein Meister spielen wie ein Buch, im Mittelspiel sollte er spielen wie ein Zauberer, im Endspiel sollte er spielen wie eine Maschine." Buch, Zauberei, Maschine - Mensch, hast du dich wiedererkannt? Aber nun genug es Philosophierens, es ist Zeit für das heutige Rätsel der Sphinx, und damit stellt sich für dich die Frage, Wanderer, wie unser Schachfreund Jagielski, mit Weiß am Zuge, die Partitur meisterte?



SCHACH-SPHINX/05756: Loch an Loch schafft die Lücke (SB)

Jagielski - Kohler
München 1952

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Hamburger Meister Martin Fette sah wohl voraus, daß er nach 1.Kg1xg2 Lc8xh3+ 2.Kg2-h2 Dh4xf2+ 3.Kh2xh3+ Df2-f3+ dem Dauerschach nicht entkommen würde. Aber gelacht hatte er zuletzt dennoch, denn nach 1.Td1-d3! gewann er eine Figur und damit die Partie.


Erstveröffentlichung am 10. März 2003

24. Februar 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang