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SCHACH-SPHINX/05800: Kein sicheres Indiz (SB)


Der Status eines Weltmeisters muß kein sicheres Indiz dafür sein, daß er auch tatsächlich der beste Spieler unter allen Großmeistern ist. Schließlich wird der höchste Schachthron in einem Duell Mann gegen Mann ausgefochten. Es kommt also zu einer individuellen Begegnung, wobei die Frage, ob der schlußendliche König des Königlichen Spiels gegen den Rest seiner Konkurrenz ebenso souverän aufgespielt hätte, unbeantwortet bleibt. Jeder Spieler hat einen Angstgegner, und es ist noch gar nicht geklärt, was seinerzeit in New York passiert wäre, wenn statt des Inders Viswanathan Anand der Russe Wladimir Kramnik gegen Garry Kasparow angetreten wäre. Doch Kramnik fiel wider Erwarten gegen Gata Kamsky aus und dieser hatte wiederum gegen Anand das Nachsehen. Gut möglich, daß bei dieser Spiellotterie ein Weltmeister aus dem Rennen fiel, der bei einer anderen Ziehung durchaus in der Lage gewesen wäre, Kasparow zu schlagen. Auch unerwartete Karrierestopps können dazu beitragen, daß die Frage des Weltmeisters zuletzt eher einer Laune des Schicksals entspringt. So konnte der mexikanische Meister Carlos Torre nur an fünf Turnieren teilnehmen, ehe der 22jährige wegen eines Nervenleidens für die Schachkunst verlorenging. In Moskau 1925 hatte er beachtenswerterweise den Ex-Weltmeister Emanuel Lasker sensationell besiegt. Und wer will wissen, welche Höhen der niederländische Großmeister Jan Hein Donner noch erreicht hätte, wenn ihm nicht eine Krankheit im Wege gestanden hätte. Im heutigen Rätsel der Sphinx zeigte er sein grandioses Können gegen Dückstein. Nach 1.b6-b7 Td7xc7! 2.b7xc8D+ Tc7xc8 hätte Schwarz trotz der verlorenen Qualität dank seines zentralisierten Läufers auf d4 gute Remischancen gehabt. Aber Jan Hein Donner wäre nicht Jan Hein Donner gewesen, wenn er nicht einen vernichtenden Blitz hätte erzeugen können. Also, Wanderer, welche Gewinnkombination fand der Donnerer?



SCHACH-SPHINX/05800: Kein sicheres Indiz (SB)

Donner - Dückstein
Wageningen 1957

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kaum ein zweites Beispiel ist bekannt, wo José Capablanca so gravierend fehlzog wie gegen Lilienthal mit 1...Dc4xe4?, worauf er nach 2.e5xf6! De4xc2 3.f6xg7 Th8-g8 4.Se2-d4 auf Verlust stand. Nun hätte 4...Dc2-c3 5.Ta1-e1+ Sd7-e5 6.Te1xe5+ Ke8-d7 7.Te5-e7+ Kd7-d6 8.Sd4-b5+ ebenso zur Katastrophe geführt wie 4...Dc2-d2 5.Ta1-e1+ Sd7- e5 6.Te1xe5+ Ke8-d7 7.Te5-d5+ Kd7-e8 8.Tf1-e1+. Also blieb Capablanca nur der dritte Verlustweg mit 4...Dc2-e4 5.Ta1-e1 Sd7-c5 6.Te1xe4+ Sc5xe4 7.Tf1-e1 Tg8xg7 8.Te1xe4+ und die Qual hatte ein Ende.


Erstveröffentlichung am 23. April 2003

08. April 2016


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