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SCHACH-SPHINX/05870: Weltvergessendes Studium (SB)


Kunst verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit, duldet keine Zweigleisigkeit, kein Sichverzetteln der Kräfte und Potentiale. Viele der namhaft gewordenen Schachmeister führten ein Einsiedlerleben, fernab vom Treiben der zerstreuenden Gesellschaft. Einer Leidenschaft die Treue zu halten, nichts anderes auf der Welt zu suchen als das herzinnigste Anliegen, den Becher der Kunst bis zur Neige zu leeren und auch vor der Leere nicht zu flüchten, war ihr Daseinsmotto. Eine Lebensgefährtin nahmen sie sich oftmals nicht zur Seite. Gleich einsamen Kometen durchzogen sie ihren Kosmos, glühten hier und da auf, aber ließen sich von keiner Atmosphäre, keinem Glück, keiner Kulissenhascherei locken und einfangen. Der für seine witzigen Aussprüche bekannte Großmeister Fritz Sämisch hatte einmal treffend gesagt, daß schon eine Frau zuviel sei für einen Schachkünstler, nämlich die auf dem Brett. Sich mit einer anderen, und sei sie in Fleisch und Blut noch so bezaubernd, die Zeit auf Erden zu teilen, überfordere jede Schaffenskraft, sei aller Gipfelstürmerei abträglich. Jeder muß in dieser Frage natürlich seinen Standpunkt wählen, und was er alles auf dem steinigen Weg zu Höhe und Flügelhaftigkeit zurücklassen will, das bestimmt er selbst im Widerschein seiner für sich formulierten Interessen. Das weltvergessende Studium der Schachkunst bringt dann solche Blüten hervor wie diese im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der ehemalige Weltmeister Emanuel Lasker von einem jungen Gipfelstürmer während einer Simultanvorstellung auf reizvolle Weise besiegt wurde. Dabei sah es auf dem ersten Blick gar nicht danach aus, daß Schwarz die Umwandlung des weißen h-Bauern in eine Dame verhindern könnte. Oder hast du einen goldenen Einfall, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05870: Weltvergessendes Studium (SB)

Lasker - Loman

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Lasker begnügte sich nicht mit einem simplen Springer-Springer- Abtausch, sondern eroberte mit dem Lenkungsopfer 1.b2-b4! La5xb4 2.Se1- c2 eine schwarze Figur, und sein deutlich jüngerer Kontrahent Max Euwe hatte etwas Neues dazugelernt.


Erstveröffentlichung am 30. Juni 2003

17. Juni 2016


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