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SCHACH-SPHINX/06089: Unter fremden Federn verbergen (SB)


Mit einem für europäische Verhältnisse nicht nachvollziehbaren Stolz hatte die US-Chess Federation (USCF) 1994 noch erklärt, daß ihre Mitgliederzahlen seit Jahren sprunghaft nach oben gehen. Dies erregte beim unvoreingenommenen Laien lebhaftes Interesse, der Kenner der Szene hingen konnte sich nur mühsam ein Lächeln verkneifen. Amerika und Schach, das paßt so wundervoll zusammen wie ein Big Mac und Gänseleberpastete. 74.000 zahlende Mitglieder in einem Land mit einer Bevölkerung von fast 300 Millionen, das lockt keinen müden Hund hinter dem Ofen hervor. Auf bundesdeutsche Verhältnisse umgerechnet, wäre das ein Armutszeugnis. Bedenkt man außerdem, daß es sich bei der Creme der amerikanischen Schachmeister überwiegend um Emigranten aus der Sowjetunion handelt, verschiebt sich das Bild sogar ins Groteske. Bei den Herren - noch schlimmer steht es bei den Damen - dominieren also Nichtamerikaner gegenüber der heimischen Konkurrenz. So märchenhaft unbegrenzt die Möglichkeiten in den Vereinigten Staaten auch sein mögen, der im Traum vom Tellerwäscher zum Millionär seinen ideologischen Ausdruck findet, beim Schachspiel stößt dieses Märchen auf ein Stirnrunzeln. Wenn auf Schacholympiaden amerikanische Schachmeister einen vorderen Platz für ihr Team herausspielen, dann muß man dies als Erfolg für den Kosmopolitismus US-amerikanischer Prägung werten. Nach dem Verschwinden von Bobby Fischer hat das amerikanische Schach keinen Weltklassespieler mehr hervorgebracht. Man sollte diese Tatsache nicht unter fremden Federn verbergen. Auch durch die Adern Gata Kamskis, der im heutigen Rätsel der Sphinx seinen indischen Kontrahenten Viswanathan Anand besiegte, fließt kein amerikanisches Blut. Also, Wanderer, mit welchem nächsten Zug als Anziehender zwang der Tatarensprößling den Inder zur Aufgabe?



SCHACH-SPHINX/06089: Unter fremden Federn verbergen (SB)

Kamski - Anand
Sanghi Nagar 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die tiefere Wahrheit steckte nach 1...Tc4-e4+ in dem Damenopfer 2.Dd3xe4!, wonach Smyslow untadelig den Sieg einfuhr: 2...d5xe4 3.Tb7- b8+ Ld7-c8 4.Lf1-b5+ Da5xb5 5.Tb8xb5 Sf8-e6 6.Lg5-f6 Tg8xg2 7.h4-h5 Lc8-a6 8.h5-h6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 31. Januar 2004

23. Januar 2017


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