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SCHACH-SPHINX/06096: Etwas mehr Sachlichkeit, Herr Karpow (SB)


Nun ja, über die Gründe von Bobby Fischers Rückzug aus der internationalen Schachszene ist viel gerätselt, gesponnen und philosophiert worden. Ein ganzes Heer von Psychologen hat sich in diese Thematik verbissen und wollte der interessierten Welt einen labilen Charakter präsentieren. Die Gerüchteküche brodelte nach seinem Nichterscheinen zum WM-Kampf gegen den Russen Anatoli Karpow, wo ihm der Titel aberkannt wurde, förmlich über. Fischer wurde sicherlich zur Legende aufgebauscht, daran gibt es keinen Zweifel. Er hat auch einiges während seiner Karriere bewirkt. Ganz besonders die Russen hatten Anlaß zur Freude, als Fischer von der Bühne verschwand. Schließlich war er es gewesen, der ihrem ungebrochenen Anspruch auf den Thron, seit 1948 war dieser in russischer Hand, ein Ende gesetzt hatte. Die kampflose Verleihung des Weltmeistertitels an Karpow hat seinerzeit wenig Empörung hervorgerufen. Alle Welt sah es als erwiesen an, daß die FIDE nicht hätte anders handeln können. Ob dieser Sachzwang so gegeben war, mag einmal dahingestellt sein. Das Fazit blieb. Karpow gewann risikolos den Titel, und er hätte sich damit begnügen sollen, als erster Weltmeister in der Geschichte der Schachkunst den Thron geschenkt bekommen zu haben. Viel Ehre hing an dieser Leistung sicherlich nicht, weswegen Karpow, um Profil zu wahren, sich zu der dreisten Bemerkung hinreißen ließ: "Fischer hat zu sehr Angst vor einer Niederlage, als daß er je wieder an einem internationalen Turnier teilnehmen würde." Letzteres ist eingetreten, über das erstere kann sich niemand ein Urteil erlauben, und am wenigsten Karpow, der Fischer nie in einer Partie besiegt hatte. Im heutigen Rätsel der Sphinx bezwang Fischer den Ex-Weltmeister Max Euwe mit einer hübschen kleinen Kombination. Euwe hatte zuletzt 1...Lg7-d4 gespielt. Also, Wanderer, Fischer zu Ehren!



SCHACH-SPHINX/06096: Etwas mehr Sachlichkeit, Herr Karpow (SB)

Fischer - Euwe
Leipzig 1960

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Viktor Kortschnoj kann schrecklich sein auf dem Brett und ungemein präzise. Gegen den Amerikaner Larry Christiansen siegte er mit 1...La5- b4! Nun hätte 2.Lc3xb4 c5xb4 3.Kc2-b3 Ka6-a5 eine schwarze Gewinnstellung ergeben. Also versuchte Christiansen 2.Tf1-b1 Ka6-a5 3.a2-a3 Lb4xc3 4.Kc2xc3 Ka5-a4 5.Tb1-b5 Td8-d3+ 6.Kc3-b2 - 6.Kc3-c2 Td3xa3 7.Tb5xc5 Ka4-b4! 8.Tc5-c6 Ta3-a2+ 9.Kc2-b1 Ta2xf2 - 6...Td3-d2+ 7.Kb2-c3 Td2xf2 8.Tb5xc5 Tf2-a2 9.Tc5-c6 Ta2xa3+ 10.Kc3-d4 Ta3-d3+ 11.Kd4-e5 Td3xe3 12.Tc6xg6 Te3-f3 13.c4-c5 Ka4-b5 14.c5-c6 Kb5-b6 15.Ke5-d6 Tf3-d3+ 16.Kd6-e5 e4-e3 17.Ke5xf5 Td3-d5+ 18.Kf5-e4, mußte sich jedoch nach 18...Td5-e5+ 19.Ke4xe5 e3-e2 20.Ke5-d6 e2-e1D 21.Kd6- d7 De1-d1+ 22.Kd7-c8 Dd1-c2 23.Tg6-e6 Dc2xc6+! 24.Te6xc6 Kb5xc6 geschlagen geben wegen 25.g3-g4 h5xg4 26.h4-h5 g4-g3 27.h5-h6 g4-g3 28.h6-h7 g2-g1D 29.h7-h8D Dg1-g4+ 30.Kc8-b8 Dg4-b4+ 31.Kb8-c8 Db4-b7+ 32.Kc8-d8 Db7-d7# Eine ungemein scharfsinnige Endspielführung von Kortschnoj.


Erstveröffentlichung am 07. Februar 2004

30. Januar 2017


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