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SCHACH-SPHINX/06152: Philidors Fehleinschätzung (SB)


Heutzutage läßt es sich gar nicht vorstellen, daß die Theoretiker des ausgehenden 17. Jahrhunderts die Zugfolge 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 als mangelhaft deuteten. Insbesondere Philidor war ein eifriger Verfechter dieser These. Seiner Meinung nach verlöre Weiß damit den Anzugs- und auch Angriffsvorteil, weil Schwarz dank 2...d7-d6 aller Eröffnungsprobleme enthoben wäre. Dem Springerzug 2...Sb8-c6 widmete der französische Analytiker weder in seinem 1749 noch in seinem 1777 erschienenen Buch Aufmerksamkeit. Er folgte damit den Lehrmeinungen des spanischen Priesters Lopez de Segura. Beide gingen davon aus, daß Weiß nach 2...Sb8-c6 infolge des Angriffszuges 3.Lf1-b5 die Initiative behielte. Eine Logik, die nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen ist, wenngleich sie ein wenig zu kurz griff. Philidor erkannte wohl den Wert einer soliden Bauernstruktur, ließ jedoch das Element des Figurenspiels völlig aus den Augen. Als Physiker hätte er leicht begreifen können, daß die statischen Beharrungskräfte der Materie den Bewegungsimpulsen stets nachgeordnet sind. So konnte denn auch Meister Kunz im heutigen Rätsel der Sphinx nach dem fehlerhaften Zug seines Kontrahenten Kremer 1.Td1-d2? leicht das dynamische Element zu seinen Gunsten einsetzen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06152: Philidors Fehleinschätzung (SB)

Kremer - Kunz
Fernpartie 1959

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1.Sa4-c5!! hatte der Arzt-Bauer keine andere Möglichkeit, als sich mittels 1...d6xc5 in einen Wirt zu verwandeln. Die Zeche bezahlte Meister Kottnauer nach 2.Lc1-f4! Lf8-d6 - 2...Db8xf4 3.Dc6-c8+ Ke8-e7 4.Dc8xb7 Ke7-f6 5.Td1xd7 Kf6-g6 6.g2-g3 Df4-f5 7.Ta1-a7! - 3.Lf4xd6 Tb7-b6 4.Dc6xd7+ und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 04. April 2004

27. März 2017


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