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SCHACH-SPHINX/06358: Halsstarrigkeiten auf beiden Seiten (SB)


1882 trat der amerikanische Schachfreund Blackmar mit einer sonderbaren Gambitidee an die Öffentlichkeit. Zog man seinerzeit den Königsbauern, so mündeten viele Partien der damaligen Zeit ins Königsgambit ein. Auf dem anderen Flügel pflegte man das Damengambit zu spielen, ein positionelles Opfer und zudem nur dem Scheine nach, denn Weiß kann den Bauern bequem zurückgewinnen. Blackmar, ein leidenschaftlicher Angriffsspieler, empfahl nach 1.d2-d4 d7-d5 das kühne Bauernopfer 2.e2-e4!? d5xe4 3.f2-f3. Großartig durchgesetzt hatte sich sein Gambit indes nicht, auch weil es sich mit 3...e7-e5! leicht widerlegen ließ. In der Mitte des 20. Jahrhunderts verbesserte Emil Josef Diemer das Blackmar-Gambit, indem er sie Züge 3.Sb1-c3 Sg8- f6 vor 4.f2-f3 dazwischenschaltete. Sein Eifer kannte keine Grenze, die nun Blackmar-Diemer-Gambit genannte Eröffnung populär zu machen. Mit Vorträgen, Analysen und Hunderten von Partien, die er und seine Blackmar-Gemeinde zusammentrugen, ging er in die große Offensive wider eine nicht minder halsstarrige Gegnerschaft, die das Gambit auf Biegen und Brechen widerlegen wollte. Diemers Konzeption war simpel: aufs Matt vom ersten Zuge an spielen! Die Anerkennung wurde ihm bis zuletzt verwehrt, wohl auch, weil er in seinen Veröffentlichungen und Büchern oft Partien präsentierte, in denen der Nachziehende schwache Entgegnungen wählte. So blieb sein Werk unvollständig, als er am 10. Oktober 1990 82jährig in einem Pflegeheim im süddeutschen Fussbach verstarb. Seine Gemeinde existiert indes weiter und kennt nur ein Ziel: die unbedingte Anerkennung des Blackmar-Diemer-Gambits als vollwertige Eröffnung. Im heutigen Rätsel der Sphinx errang der Gründungsvater jenes modernen Gambits dank einer hübschen Kombination einen Sieg für das Blackmar-Diemer-Gambit, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06358: Halsstarrigkeiten auf beiden Seiten (SB)

Diemer - Schönfuß
Baden 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Witolinsch war mit 1.e4-e5? viel zu forsch an die Sache herangegangen, und schon nach 1...d6xe5 2.f4xe5 Sd7xe5! 3.De2xe5 Sf6-d7! 4.De5-g3 büßte er notwendig einen Bauern ein, da 4.Sd4xe6 Sd7xe5 5.Td3xd8 Le7xg5+ oder 4.Lg5xe7 Sd7xe5 5.Le7xd8 Se5xd3+ 6.c2xd3 Tf8xd8 7.Sd4-c2 Td8xd3 noch verhängnisvoller waren. Den Mehrbauern konnte sein Kontrahent Wojtkiewicz dann in aller Ruhe zum Sieg verwerten.


Erstveröffentlichung am 25. Oktober 2004

19. Oktober 2017


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