Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06359: Aus der Ferne siegen (SB)


Nahschach verführt zu einer gewissen Oberflächlichkeit, zu einem raschen Entschluß, der nicht immer der beste, notgedrungen aber der zweckdienlichste ist, um nicht in arge Zeitnot zu geraten. Analysestunden am Brett sind zwar ein brauchbares Mittel zum Erwerb eines tieferen Blicks für die strategische Vieldeutigkeit einer jeden Stellung. Doch solange die Analyse nur zu Hause aus der Taufe gehoben und nicht in einer ernsthaften Partie auch der Bewährungsprobe ausgesetzt wird, fehlt ihr die Überprüfung. Aus diesem Grunde ist es für jeden Schachspieler ratsam, sich wenigstens einmal im Leben eingehender mit dem Fernschach und seinen Möglichkeiten zu beschäftigen. Kein Geringerer als der Ex-Weltmeister Alexander Aljechin hat das Fernschach zur Vertiefung der Schachkenntnisse empfohlen. Ohne die Charaktereigenschaft Geduld wird man es allerdings im Fernschach nicht weit bringen. Oft strecken sich Partien über viele Monate hin. Zuweilen können sie gar mehrere Jahre dauern. Wer Kurzweil über Tiefgründigkeit stellt, am raschen Rausch sein Vergnügen findet, nicht aber an der langsamen Entfaltung der Geisteskräfte, der sollte im Nahschach heimisch bleiben und damit Zeit und Enttäuschungen einsparen. Der russische Fernschachspieler Sanakoew brachte jedenfalls im heutigen Rätsel der Sphinx die nötige Ausdauer mit, errang ohne Verlustpartie 10,5 Punkte aus 14 Partien und wurde 1990 Fernschach- Weltmeister. Sein Kontrahent Richardson aus England hatte mit seinem letzten Zug 1...e7-e5 die Kontrolle über seine Stellung verloren, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06359: Aus der Ferne siegen (SB)

Sanakoew - Richardson
Fernpartie 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein Sieg allein ist noch lange keine Anerkennung, dennoch hat das Blackmar-Diemer-Gambit auf dem Index nichts zu suchen. Es sind schon umstrittenere Eröffnungen später hoffähig geworden. Gegen seinen Kontrahenten Schönfuß errang Diemer mit seinem Gambit jedenfalls nach 1.Se6-g5! Te8-f8 2.Sg5xh7! einen schönen Sieg. Sein Kontrahent gab auf, weil 2...Df6-d6 3.Sh7xf8 Ta8xf8 4.Sh6-f7+ die Dame und 2...Df6-g6 3.Sh7xf8 Lg7xf8 4.Sh6xf5+ Kh8-g8 5.Sf5xe7+ die Partie gekostet hätte. Natürlich ging 1...Lg7xh6 nicht wegen 2.Th1xh6 Df6xh6 3.Sg5-f7+ und die Dame ist pfutsch.


Erstveröffentlichung am 26. Oktober 2004

20. Oktober 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang