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SCHACH-SPHINX/06414: Comeback nur auf dem Papier (SB)


1978 hatte Bobby Fischer, dem 1975 durch Nichterscheinen zum Wettkampf gegen den Russen Anatoli Karpow der Weltmeistertitel aberkannt wurde, noch ein Comeback geplant. Er stieß damit auf eine begeisterte Resonanz. Eigens flog er nach Belgrad, um sich dort mit dem jugoslawischen Großmeister Svetozar Gligoric über die Vertragskonditionen zu einem Übungswettkampf zu besprechen. Fünf Millionen Dollar Preisgeld sollten dem Sieger zufallen. Für Fischer sollte das Duell gegen den jugoslawischen Angriffsspieler Vorbereitung sein für den ausgefallenen WM-Kampf gegen Karpow. Die FIDE signalisierte Bereitschaft, aber Fischer, der schon damals anfing, an das Gespenst einer Weltverschwörung durch den Weltverband zu glauben, lehnte eine Schirmherrschaft der FIDE ab. Als Fischer dann in seinem Wahn behauptete, der FIDE sei das politische Instrument des sowjetischen Geheimdienstes, platzten nicht nur die Verhandlungen mit Gligoric, auch die FIDE ließ Fischer fallen. Das geplante Comeback von Fischer zerstob wie ein feiner Nebel in heißer Sommerluft. Fischer verschwand wieder in der Anonymität. Zwischenzeitlich trat er der christlichen Sekte "Worldwide Church of God" bei, aus der er jedoch hinausgeworfen wurde, nachdem er deren Führer nach einem Wortgeplänkel geohrfeigt hatte. An ein Comeback des amerikanischen Großmeisters glaubt heute niemand mehr, und für Fischer selbst wäre es wohl, nachdem er die Welt mit Gerüchten immer wieder hingehalten hatte, auch nicht empfehlenswert. Längst dürfte seine Spielstärke unter seinen Verfolgungsängsten gelitten haben. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll sein Stern noch einmal aufsteigen. Auf der Schacholympaide von Varna 1961 errang er mit den weißen Steinen einen hübschen Kombinationssieg gegen den argentinischen Großmeisters Miguel Najdorf. Also, Wanderer, wie nutzte Fischer die bekümmernswerte Lage des schwarzen Königs in der Mitte aus?



SCHACH-SPHINX/06414: Comeback nur auf dem Papier (SB)

Fischer - Najdorf
Varna 1961

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bobby Fischer nutzte die bedrohte Lage des schwarzen Königs, um mit 1.Tg3xg7+! Kg8xg7 2.Dh2-h6+ Kg7-g8 - 2...Kg7-h8 3.Lf4-e5+ - 3.Th1-g1+ die schwarze Dame zu gewinnen. Da 3...Kg8-h8 4.Dh6-f6# sofort verloren hätte, kam Reshewsky um Materialverlust nicht umhin: 3...De4-g6 4.Tg1xg6+ f7xg6 5.Sb3-d4 Ta8-d8 6.Lf4-e5 Td8-d7 7.Sd4xe6 Te8xe6 8.Se3- g4 Td7-f7 9.Dh6-g5 Tf7-f1+ 10.Kc1-d2 h7-h5 11.Dg5-d8+ und Schwarz gab auf, da 11...Kg8-f7 12.Sg4-h6# die Partie und 11...Tf1-f8 12.Sg4-h6+ oder 12.Dd8-d7 weiteres Material gekostet hätte.


Erstveröffentlichung am 19. Dezember 2004

14. Dezember 2017


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