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SCHACH-SPHINX/06418: Zwei Fragen von Belang (SB)


Zwei Fragen beschäftigten Schachhistoriker seit jeher. Da war zum einen die Frage nach dem Grund für den Wechsel vom alten arabischen zum neuen europäisch geprägten Schachspiel, der Wechsel also von der Kurz- zur Langschrittigkeit der Dame und des Läufers. Der Ostberliner Dr. Joachim Petzold schrieb dazu: "Zur gleichen Zeit, da sich wagemutige Seefahrer anschickten, die traditionellen Küstenrouten zu verlassen und die Zeit der Entdeckungen begann, änderte man auch die Spielregeln des Schachs. Wie die Schiffe über die Weltmeere, so zogen nunmehr Königin und Bischof nach heutiger Art übers ganze Schachbrett. Damit kam es aber auch zu einem Umbruch des Spielgedankens. Der allmächtige König geriet ins Kreuzfeuer und mußte sich durch die Rochade hinter den schützenden Wall seiner Bauern in Sicherheit bringen. Die Königin beherrschte die 64 Felder." Die andere Frage war nicht minder interessant und betraf den Namenswechsel dieser stärksten Figur auf dem Brett, die ursprünglich durch den Wesir symbolisiert wurde. Auch dazu hatte Herr Petzold eine hübsche Theorie aufgestellt: "Wenn schon dem König ein übermächtiger Ratgeber zur Seite gestellt wurde, dann durfte es damals nur die Königin aller Menschen katholischen Glaubens sein, die Regina des Himmels, Maria, die Gottesmutter. Ihr zu Ehren nannte man viele Kirchen 'Unser lieben Damen', allen voran den Dom in Paris 'Notre Dame'. Und so bestätigt sich einmal mehr, daß das Schachspiel nicht nur die Königin aller Spiele ist, sondern daß es auch in seiner ganz eigentümlichen Weise etwas von der Geschichte der Menschheit in seine Symbolik und in seine Spielregeln aufgenommen hat." Die Beweisführung entbehrt einer gewissen Logik nicht, und so soll im heutigen Rätsel der Sphinx also die 'Gottesmutter' den Schlüsselzug zum Sieg der weißen Figuren ausführen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06418: Zwei Fragen von Belang (SB)

Lewin - Tukmakow
UdSSR 1960

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Türme sollen die Grundreihe hüten. Diesen Lehrsatz hatte der finnische Großmeister Westerinen sträflichst übergangen, als er zu 1...Te8-e5? griff. Sein Kontrahent Lobron beherzigte hingegen diese alte Weisheit und zog mit 2.Sd2-e4! Dd6-e7 - 2...Sf6xe4 3.Tb5xe5 Dd6xe5 4.Tf4xe4 - 3.Tb5xe5 De7xe5 4.Se4xf6+ g7xf6 5.Tf4-e4 De5-d6 6.Te4-e8+ Kg8-g7 7.c4- c5 reichlich Kapital daraus. Schwarz gab auf, da auf 7...Dd6xc5 oder 7...Dd6-d7 stark 8.Lc1-h6+! Kg7xh6 9.Df1xf6+ gefolgt wäre.


Erstveröffentlichung am 23. Dezember 2004

18. Dezember 2017


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