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SCHACH-SPHINX/06540: Junger Stern aus Ungarn (SB)


Für viele ist Peter Leko aus Budapest so etwas wie ein zweiter Bobby Fischer. Bereits mit 13 Jahren hatte der junge Ungar auf sich aufmerksam gemacht, als er seine erste Großmeisternorm erfüllte. Heute trägt er den Titel mit der Würde eines Spielers, der einen dornenreichen Weg durchstritten hat. Ein junger Geist ist anfällig für Niederlagen. Er nimmt sich vieles schwerer zu Herzen, als es ein Erwachsener tun würde. Anerkennung und Lob sind schließlich die Milch für einen reifenden Geist. Aber er hatte sich nicht unterkriegen lassen, hatte mit Mut und Ausdauer dafür gestritten, daß er das Licht am Ende des Tunnels erreichte. Seine Knaben- und Lehrjahre liegen wie verbrauchte Hüllen hinter ihm. Unter den Großmeistern ist er - auf lange Sicht gesehen - ein hoher Favorit auf den Weltmeisterthron. Das ist zwar Zukunftsmusik für den Ungarn mit den großen, fast traurigen Augen, aber sicherlich ein Ziel, das er klammheimlich verfolgt. Sein Stil ist temperamentvoll, voller taktischer Einfälle, und auch darin ähnelt er seinem amerikanischen Vorbild. Im heutigen Rätsel der Sphinx griff der damals 13jährige beim Budapester Turnier, das er mit 8,5 Zählern aus elf Partien als Sieger beendete und so seine erste GM-Norm erzielte, als Nachziehender zum verwickelten Wolga-Gambit, eine Wahl, zu der sich selbst gewiefte Turnierhaie nur mühsam entscheiden würden, denn seine Behandlung erfordert ein hohes Maß an taktischem Durchsetzungsvermögen. Zwei Bauern hatte der ungarische Jungstar ins Geschäft gesteckt. So jung er auch war, von Zins und Zinseszins verstand er schon soviel wie ein ausgekochtes Schlitzohr, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06540: Junger Stern aus Ungarn (SB)

Körholz - Leko
Budapest 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Teufel kam aus einer anderen Richtung, und zwar in der Gestalt des glänzenden Zuges 1...Te7-e2! Nun verbot sich 2.Ld3xe2 De8xe2 wegen der Mattdrohung auf e1. Vordergründig drohte natürlich auch 2...Lf7-d5 mit Mattangriff gegen g2. Um wenigstens seine Grundreihe abzudecken, spielte Freund Kaspar 2.b2-b4 und wurde prompt vom zweiten glänzenden Zug 2...De8-e4! an den Haaren gepackt. Keine der beiden weißen Leichtfiguren durfte sich an der schwarzen Dame vergreifen wegen 3...Te2-e1+ und Matt im nächsten Zug. Das Matt auf g2 mußte freilich verhindert werden, also 3.Ld3xe2, und dann folgte die dritte glänzende Teufelsüberraschung für unseren Freund Kaspar: 3...De4xe2! Der gab sich sofort geschlagen, denn nach 4.Lc1-b2 Lf7-d5 ließe sich das Matt nur noch mit 5.Sd2-f3 vereiteln - unter Aufgabe der Dame allerdings.


Erstveröffentlichung am 23. April 2005

20. April 2018


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