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SCHACH-SPHINX/06559: Aus dem Staube erwacht (SB)


Verstaubt hängen sie in der Abstellkammer der Theorie, Varianten, die bereits in Tausenden von Partien auf Herz und Nieren geprüft worden sind und aus denen zuletzt trotz emsigster Gedankenquälerei kein Tropfen eines neuen Einfalls herausgepreßt werden konnte. So geraten sie mehr und mehr in Vergessenheit. Die Schatten der Zeit ziehen an ihnen vorüber. Neue Modevarianten beleben das Turniergeschehen, bis auch diese, ausgeleert, von der Bildfläche verschwinden. So ergeht es nahezu allen Varianten. Sie haben eine Lebensdauer von höchstens einem Jahrzehnt, wenn sie denn verwickelt genug sind. Aber sie kommen wieder, nicht alle freilich, die Zahl wächst ja ins Astronomische, doch die Wiedergänger unter ihnen blühen dann zu bunten Farben auf, und das nur, weil ein findiger Kopf diesen oder jenen Zug neu hineingepflanzt hat in den siech geglaubten Boden. Dann stürzt sich die Zeit wieder auf dieses Pflänzchen, kreuzt es mit anderen, verleiht ihm alle erdenklichen Nuancen von Wuchs und Aussehen, bis die Zwiebel nichts mehr hergibt. Das angenommene Damengambit ist eine alte Eröffnung, Jahrhunderte trägt es auf seinem Buckel, doch immer wieder tauchen verschollene Varianten auf, beseelt von einer neuen Idee. Im heutigen Rätsel der Sphinx fand der armenische Großmeister Waganjan eine Verstärkung des weißen Spiels und überrumpelte so seinen Kontrahenten Garcia. Nun folgte ein Reigen von guten Angriffs- und Verteidigungszügen, den Schlußstrich setzte freilich Meister Waganjan, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06559: Aus dem Staube erwacht (SB)

Waganjan - Garcia
Palermo 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ist die Blockade zerbrochen, zahlt man meistens den Preis dafür, wie auch hier: 1.c5-c6! b7xc6 2.Db4-e7+ Df5-d7 3.d5-d6+ Kc7-c8 4.Lc4xf7 Dd7xe7 5.d6xe7 Kc8-d7 6.c3-c4 und Schwarz gab auf, da er zuviel Material verliert.


Erstveröffentlichung am 12. Mai 2005

9. Mai 2018


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