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SCHACH-SPHINX/06772: Der Sinn hinter dem Verzicht (SB)


Oftmals werden Rochadeangriffe durch einen Bauernvorstoß im Zentrum taktisch vorbereitet. Infolge letzter Linienöffnungen erhalten die angreifenden Figuren dann den entscheidenden Schliff. Der Rest ist schließlich nicht selten das Produkt einer gründlichen Überlegung. In der 20. Weltmeisterschaftspartie aus dem Jahre 1954 in Moskau zwischen Michail Botwinnik und Wassily Smyslow hatte Ersterer zuletzt 1.d4-d5! gezogen - ein Zug von außerordentlicher Vernichtungskraft. Smyslow sann eine lange Zeit nach, bis er sich zum verzweifelten Qualitätsopfer 1...Te6xd6 entschloß, jedoch nach 2.Lf4xd6 Dd8xg5 3.Dd1- f3! Dg5xd5 4.Df3xd5 c6xd5 5.Ta1-c1 Sb8-a6 6.b2-b4! von beiden Seiten in die Zange genommen wurde und kurz darauf kapitulieren mußte. Im heutigen Rätsel der Sphinx sollen nun den Umständen und Überlegungen nachgeforscht werden, die dazu führten, daß Smyslow nicht 1...c6xd5 erwiderte, Wanderer. Oft überrascht es Laien, wenn Großmeister in bedrückter Stellung einen Turm hergeben für eine Leichtfigur. Der konkrete Berechnungshintergrund für den Verzicht eines naheliegenden Zuges kann jedoch entscheidend sein für die eigene Spielentwicklung.



SCHACH-SPHINX/06772: Der Sinn hinter dem Verzicht (SB)

Botwinnik - Smyslow
Moskau 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach 1...Le6-f5? schnappten die weißen Figuren wie eine tödliche Falle zu. Botwinnik spielte 2.Ld3xf5 Sh6xf5 3.Sf3-h4! und nahm die Kapitulationserklärung seines Kontrahenten entgegen. Wie immer der Nachziehende auch schlägt, 4.De2xh5+ bringt entweder Materialgewinn oder setzt Matt.


Erstveröffentlichung am 11. Dezember 2005

10. Dezember 2018


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