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SCHACH-SPHINX/06797: Geheime Botschaften im Joghurt (SB)


Nachdem Anatoli Karpow den Weltmeistertitel gewissermaßen geschenkt bekommen hatte - der exzentrische Amerikaner Bobby Fischer war nicht zum Wettkampf erschienen und hatte sich damit selbst mattgesetzt -, mußte der russische Champion 1978 seine Krone gegen Viktor Kortschnoj verteidigen, und damit wurde die erste Seite im wenig erbaulichen Buch der Karriere Karpows als Weltmeister aufgeschlagen. In Baguio City auf den Philippinen begann, was bis zum Januar 1998 anhalten sollte. Karpow gilt in der Schachgeschichte als er wohl am heftigsten angegriffene und kritisierte Weltmeister. Fragwürdigkeiten pflasterten seinen Weg, Machenschaften wurden ihm vorgeworfen. Zielscheibe war er insbesondere dadurch, daß er sich als überzeugter Kommunist "outete". Auch die Entgleisung seiner WM-Kämpfe zur politischen und theatermäßigen Farce wird untrennbar mit seinem Namen verknüpft bleiben. In Baguio City beschuldigte Kortschnoj seinen Widersacher, einen Parapsychologen eingesetzt zu haben, um seine Gedanken durch unentwegtes Anstarren zu verwirren. Schließlich steigerte sich das Ganze zur einer Art Moliere-Komödie, als Kortschnoj in der Farbe der Joghurts, die Karpow während der Partien gebracht wurden, einen verschlüsselten Code mutmaßte, durch den Karpow wertvolle Hinweise von seinem Assistentenstab erhielt. Eine Aberwitzigkeit folgte der anderen, und da behaupten einige Lehrbücher doch tatsächlich, daß Schach von vernunftbegabten Menschen gespielt wird. Jedenfalls konnte der übelbeleumdete Karpow im heutigen Rätsel der Sphinx dank eines glänzenden weißen Zuges - auch ohne Joghurt-Botschaften und Blickzauber - die Partie für sich entscheiden und schließlich das Match gewinnen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06797: Geheime Botschaften im Joghurt (SB)

Karpow - Kortschnoj
Baguio City 1978

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Für Kasparow war es die erste Niederlage im WM-Kampf 1987, den er dann dank des Sieges in der letzten Runde mit 12:12 für sich entscheiden konnte, da ihm als Titelverteidiger bereits ein Ausgleich genügte. Nach 1...Le2-f3! 2.Lg2xf3 - 2.Te1xe8?? Dd3-f1# - 2...Dd3xf3+ 3.Kh1-g1 Te8xe1+ 4.Da5xe1 Sf5-e3 gewann Karpow in Runde 2, da das Matt nicht mehr zu verhindern war. Auf 5.De1-f2 folgt mit Vernichtung einfach 5...Df3-d1+ mit Hinrichtung des weißen Königs im nächsten Zug.


Erstveröffentlichung am 5. Januar 2006

4. Januar 2019


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