Sowjetmenschen können nicht anders. Egal, wo sie sich gerade aufhalten, ob irgendwo auf der Umlaufbahn um die Erde oder dichtumdrängt von jahrmillionenaltem Eis in der Arktis, sie müssen ihre Schachfiguren hervorkramen und eine Partie spielen. Denn Wettkampffanatiker waren sie seit jeher. Also wurden rasch die technischen Hilfsmittel zu Rate gezogen, und im Jahre 1950 kam es zum ersten Schach-Radiomatch zwischen Moskau-Arktis-Antarktis. So nahmen beispielsweise beim 33. Radio-Wettkampf insgesamt siebzig Mannschaften teil. Fast hat es den Eindruck, als hätte der Forschungseifer unter der Schachfurore gelitten, so emsig wurde dem Königlichen Spiel zugesprochen. Daß auch in kalten Regionen der Verstand nicht vereist, beweist das heutige Rätsel der Sphinx. Die Polarforscher in der Arktis spielten mit den weißen Steinen, und während man im fernen Moskau noch optimistischer Stimmung war, schlug die Eiseskälte zu, Wanderer.
Arktis - Moskau
Radiomatch 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Kenner der nuancenreichen Chancen, Ulf Andersson, zog 1.Sb4-c6!
mit der Drohung 2.Sc6-d8+!, so daß sein Kontrahent John van der Wiel
sich nicht am weißen a-Bauern vergreifen durfte. Der Holländer spielte
daher 1...Tb5-d5, aber Andersson war nun trittsicher in seinem
Element: 2.a3-a4 Td5-d1 3.Sc6-e5 f7-f6 4.Se5-d3 h7-h5 5.Tc4-e4 und
Schwarz gab angesichts weiterer Materialverluste rechtzeitig vor der
großen Agonie auf.
Erstveröffentlichung am 21. Mai 2006
20. Mai 2019
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