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SCHACH-SPHINX/07023: Namensschändung (SB)


Ein Blick zurück in die Vergangenheit der Figurenterminologie deckt Amüsantes auf. Keine Figur wurde so häufig der Namenstaufe unterzogen wie unser Läufer, der im englischen Sprachraum Bischof genannt wird, in alter Zeit in Frankreich jedoch den unrühmlichen Namen "Narr" erhielt. In Deutschland hingegen pflegte man zu dieser Figur der "Alte" zu sagen, vielleicht wegen seiner linkischen Gangart im alten arabischen Schach. Eine Zeitlang konkurrierte in England noch ein anderer Name als Bischof. So findet man in den Schriften von Alexander Neckam (1157-1217) den Ausdruck Senex (Greis). Man kann daraus ersehen, daß unser Läufer eine wahre Odyssee hinter sich gebracht hat, ehe ihm Anerkennung zuteil wurde. Geradezu schändlich ging man mit ihm in einem alten englischen Schachdokument um, wo er von einem unbekannten Verfasser den Namen Calvus, also Kahlkopf, erhielt. Im Zuge seiner evolutionären Gangart war dieser senile Ausdruck natürlich überholt und wurde zeitgemäß angepaßt. Im heutigen Rätsel der Sphinx weist nichts mehr auf die träge sich hinschleppende Bewegungsart eines Greises hin, denn die weißen Läufer entwickeln eine fürchterliche Durchschlagskraft. Zuvor jedoch mußte sich der Anziehende mit dem Problem seines bedrohten Springers auseinandersetzen, und er tat dies mit famoser Findigkeit, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07023: Namensschändung (SB)

Rodriguez - Rakic
Vmjacka Banja 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wenn eine Dame sich zänkisch zeigt, wird sie eben kaltgestellt, und der Nachziehende wußte wie und zog 1...Lc8-h3! Ihr streitbarer Sinn wäre der weißen Partie allerdings nach 2.De8xa8 Dh4-g4 schlecht bekommen, und so entschloß sich der Anziehende zum Gegenstoß 2.g2-g3, worauf beide Damen vom Feld verschwanden, aber nach 2...Ta8xe8 3.g3xh4 Tf4-g4+ ging die schwarze mit Würde, denn der weiße König mußte ihr durch Kapitulation folgen wegen des drohenden Matts 4.Kg1-h1 Lh3-g2+ 5.Kh1-g1 Lg2-e4#


Erstveröffentlichung am 20. August 2006

9. September 2019


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