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SCHACH-SPHINX/07034: Rauh und von herzloser Wildheit (SB)


Man sagt den normanischen Edelleuten nach, sie seien in den Dingen und Geschäften des alltäglichen Lebens von solcher Rauheit und herzlosen Wildheit gewesen, daß sie ihren Untertanen auch das bißchen Leben noch verdrießlich machten. Trotz ihrer rücksichtslosen Geflogenheiten besaßen sie dennoch eine seltene Vorliebe für das Schachspiel, wie Funde von roh geschnitzten Schachfiguren aus Walroßzähnen oder auch Horn im Norden Englands bestätigen. Ihr kriegerisches Ungestüm suchte sich im Königlichen Spiel wohl eine Art von innerem Ausgleich. Waren sie im Leben aufs Blutvergißen aus, so mäßigten sie sich auf dem Brette in einer Weise, die auch der Entwicklung ihrer geistigen Anlagen förderlich war. Dies war zumindest die Meinung der frühen deutschen Schachhistoriker, deren Antipathien bezüglich der normannischen Kultur stets den Färbstoff ihrer Texte bildeten. Jedenfalls läßt sich daraus ersehen, daß sie im Schachspiel ein Mittel sahen, wie selbst wilde und ungebärdige "Barbaren" zu zivilen Gemütsmenschen verwandelt werden konnten. Diese friedensstiftende Einflußnahme wird dem Schachspiel im allgemeinen immer wieder zugesprochen: Das Wilde wird durchs Spiel kultiviert. Nun, Wanderer, auch im heutigen Rätsel der Sphinx wurde das Kriegerische durch die Kunst bezwungen. Dazu bedurfte es nur einiger schwarzer Züge.



SCHACH-SPHINX/07034: Rauh und von herzloser Wildheit (SB)

Tipary - Szilagyi
Ungarn 1967

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was immer den Unterschied zwischen Mensch und Tier ausmacht, ob es nun ein tugendhaftes Leben ist oder die Vernunft und Denkfähigkeit, darüber sollen sich die Theologen streiten; Schachspieler überzeugen mit genialen Zügen: 1...Sg4-e5! 2.d3xe4 Se5-f3+ 3.Kg1-g2 Sf3xh4+ 4.Kg2- h2 - 4.g3xh4 Dh5-g4+ 5.Kg2-h2 Dg4xh4+ 6.Kh2-g1 Te8-e6 - 4...Kd8-e7!! - macht den Läufer mobil - 5.Tf1-h1 Ke7-f8 6.Da8xa7 Dh5-f3 7.g3xh4 Te8xe4 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 31. August 2006

20. September 2019


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