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SCHACH-SPHINX/07077: Geschändete Königsfigur (SB)


Wie schon im indischen Ursprungslande des Schachspiels wurde auch in Europa zu allen Zeiten besonderer Wert auf die Ausgestaltung der Figuren und des Brettes gelegt. Künstlerische Formen erfreuten nicht bloß das staunende Auge, sie hinterließen im unvergänglichen Stoff auch die wesentlichen Attribute und Geisteshaltungen jeder einzelnen Geschichtsepoche. Lediglich bei den Arabern, den Mittlern des Schachspiels, verödete dieser Kunststil auf Grund religiöser Vorschriften. Die Brüder Hans und Siegfried Wichmann schrieben darüber in ihrem Buch 'Ursprung und Wandlung der Spielfigur in zwölf Jahrhunderten': "Wird in der indischen Schachfigur der Gottmensch in seiner einmaligen Existenz überbewertet, so wird er in der arabischen Figur als Abbild im wahrsten Sinne des Wortes entthront. Der König schrumpft zu einem kleinen Knopf zusammen, sinkt gleichsam in das Gesamtgefüge ein, wird Teil desselben. Der reitende König wandelt sich zu zeichenhafter Anonymität. Animalisch-vegetative Gewalt und geistige Hoheit, die Kennzeichen der indischen Figur, werden ihrer gerichteten Erfahrbarkeit entkleidet. Mit der Entpersönlichung der Erscheinung entsteht ein neuer Wert; dem prallen plastischen Volumen ist nur mehr keimhaft der ehemalige Bedeutungsgehalt eingeschmolzen. Zeichenhaft verharrt die Figur, sicher in sich selbst ruhend." Die bei den Arabern geschändete Königsfigur ist auch im heutigen Rätsel der Sphinx Ziel kombinatorischer Attacken. Nun, Wanderer, mit welchem Zug und Schlachtruf wurde der schwarze König ins Visier genommen?



SCHACH-SPHINX/07077: Geschändete Königsfigur (SB)

Meyer - Backwinkel
Bundesliga 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß hatte sich allzu sehr und ohne genaue Prüfung auf die Widerstandskraft seiner Königsfestung verlassen, ein Versäumnis, für das er zahlen mußte: 1...Ld6xf4 2.Sd3xf4 Se4xg3! 3.f2xg3 Dg7xg3+ 4.Kg1- h1 Dg3xf4 5.Dh5xf7 Tg8-g6 und Weiß gab auf, da er um einen guten Zug verlegen war, zum Beispiel 6.Df7xh7? Tg6-h6 oder 6.Sf3-g1? Df4-d2 und 6.Ta1-e1 Df4-g3.


Erstveröffentlichung am 13. Oktober 2006

2. November 2019


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